Gastbeitrag | 22.01.2010

Die Wahrheit zählt noch

"From Eternity to Here" von Sean Carroll

Der Kosmologe Sean Carroll schaltet sich in die Debatte über die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Religion ein. Welche Haltung sollten Wissenschaftsorganisationen zu dieser Frage vertreten? Auch in Deutschland neigen diese eher dazu, von einer selbstverständlichen Vereinbarkeit auszugehen. Das aber eher aus politischen Gründen. Sean Carroll argumentiert dagegen, dass es der Wissenschaft um die Wahrheit gehen muss.

Drüben bei der „Intersection“ (Anm des Übers: Ein Blog) ist Chris Mooney besorgt, dass wir keinen Krach zwischen Wissenschaft und Religion hatten für, wie lange schon, einige Tage? Also möchte er Organisationen wie das National Center for Science Education verteidigen, die sich dazu entschlossen haben, die Wissenschaft zu fördern, indem sie alle Konflikte zwischen Wissenschaft und Religion herunterspielen. Zum Beispiel sponsort das NCSE ein Glaubensprojekt, in dem man sich davon überzeugen kann, dass Wissenschaftler lange nicht so gottlos sind, wie uns die Zeitungen glauben machen.

In der wirklichen Welt haben Wissenschaftler unterschiedliche Meinungen über Religion. Einige von uns denken, dass Wissenschaft und Religion (siehe hier für gebräuchliche Definitionen von Wissenschaft und Religion) unvereinbar sind. Andere halten sie für vollkommen konsistent miteinander. (Es lohnt sich, darauf hinzuweisen, dass es sich bei „X ist wahr“ und „Es gibt Leute, die glauben, dass X wahr ist“ nicht um dieselbe Aussage handelt, im Gegensatz zu dem, was Chad und Chris und andere uns glauben machen wollen. Ich habe mehrmals versucht, diese Unterscheidung zu betonen, doch es hat kaum etwas gebracht.)

Als Antwort auf diese Situation haben wir kompromisslosen Atheisten eine typischerweise lautstarke und wichtigtuerische Meinung: Organisationen, die sich als „Zentren für wissenschaftliche Bildung“ und „Wissenschaftsgesellschaften“ und „Wissenschaftliche Akademien“ bezeichnen, sollten keine Position gegenüber religiösen Fragen einnehmen. Haarsträubend, ich weiß. Dennoch meinen wir, dass Organisationen, die sich der Wissenschaft verschrieben haben, nicht in die Theologie abwandern sollten, wenn auch mit den besten Intentionen. Sprich einfach über Wissenschaft und jeder sollte glücklich sein.

Aber sie sind nicht glücklich; Chris und andere (Josh Rosenau bei Thoughts from Kansas ist ein nachdenkliches Beispiel) glauben, dass das NCSE effektiver sein kann, wenn es präventiv Leute davon zu überzeugen versucht, dass Wissenschaft und Religion nicht unvereinbar sein müssen. Als Argument in Richtung dieser Schlussfolgerung versucht uns Chris mit folgender hypothetischer Konversation zwischen einem Gläubigen und einem Repräsentanten des NCSE zu schockieren: