Soziobiologie | 30.03.2009

Sind Frauen zur Religion verdammt?

Eine evolutionäre Perspektive von R. Elisabeth Cornwell, PhD

Betende Frauen

Während wir den 200. Geburtstag des Paten der Evolution, Charles Darwin, feiern, sucht die Menschheit noch immer bei der Religion nach Antworten, die seine Theorien greifbar gemacht haben. Statistisch betrachtet ist es sogar noch wahrscheinlicher, dass Frauen glauben und religiöse Dogmen weitergeben – was unvernünftig erscheint, bedenkt man, dass ihr Geschlecht am meisten durch den Glauben unterdrückt wird.

R. Elisabeth Cornwell untersucht die evolutionären Gründe, warum Frauen die Fesseln des Glaubens ertragen und sie weitergeben.

 

 


11 Eine Frau soll sich still und in aller Unterordnung belehren lassen. 12 Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll sich still verhalten. 13 Denn zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. 14 Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot.

1 Tim. 2:11-14
(Einheitsübersetzung, für beide Großkirchen verbindlich)


Religion hat Frauen sowohl angezogen, wie auch abgestoßen, sie hat ihre Fruchtbarkeit verherrlicht und ihre Sexualität gefürchtet. Während Religionen im Verlaufe der Geschichte mutiert sind, ausstarben und sich fortpflanzten – dem Status der Frauen innerhalb ihres stets wachsenden Einflusses erging es in der Regel schlecht. Dennoch sind Frauen mit viel höherer Wahrscheinlichkeit religiös, wohnen Gottesdiensten bei und impfen ihren Kindern ihren Glauben ein.(1) Warum ergeben sich Frauen so willig dem religiösen Dogma und warum ordnen sie sich so einfach den Herabsetzungen unter, die man ihnen aufzwingt? Das ist eine faszinierende Frage und sie ist besonders verwirrend, wenn man sich die großen Schritte in Richtung der Gleichberechtigung ansieht, die Frauen im Westen gegangen sind. Doch könnte Religion nicht über Generationen hinweg überleben, wenn Frauen das Vertrauen in ihre Wahrheit, den Glauben und das Dogma nicht weiterreichen würden.

Die Antworten, die wir suchen, sind weder allumfassend, noch gelangen wir leicht an sie heran. Wie bei allen psychologischen Angelegenheiten müssen wir individuelle Unterschiede, Kultur, Familie, Freunde, Medien und die Politik miteinbeziehen. Wir können allerdings damit anfangen, das Mysterium zu entwirren, warum sich Frauen willentlich männlicher Dominanz durch religiöse Hierarchien unterwerfen, indem wir unsere evolviertesten psychologischen Adaptionen untersuchen. Während es nicht möglich ist, alle notwendigen Details abzudecken, um ein so weites und kompliziertes Feld zu behandeln, hoffe ich, dass ich Sie dazu reizen werde, Ideen zu erwägen, die lange gehegte Annahmen in Zweifel ziehen.