Evolutionsgegner | 22.09.2009

Das Rätsel der verschwundenen Kreationisten

Wo sind sie hin?

Es war zu schön um wahr zu sein: Im Darwin-Jahr 2009 konnte man bisher eher wohlwollende Berichte und Kommentare über den vielleicht wichtigsten Biologen aller Zeiten lesen. Nur an einem Punkt war ein zwar nicht lautes, aber doch vernehmliches Grummeln zu hören: Bei der Anwendung der Darwinschen Theorie auf die Menschen.

Wer verstehen will, was es damit auf sich hat, dem seien zum Beispiel „Die Evolution des Menschen“ von Thomas Junker oder „Die Natur des Menschen“ von Eckart Voland wärmstens empfohlen.

Wo aber sind die erbitterten Darwin-Gegner, die Kreationisten verschiedener Couleur, geblieben? Ein kursorischer Blick auf die bei Amazon erschienenen Besprechungen zeigt nun Aufschlussreiches. Während man Darwin selbst und auch 'Klassiker' wie Ernst Mayr und selbst Richard Dawkins weitgehend in Frieden lässt, entlädt sich der ganze Hass der Darwin-Feinde an neueren Autoren. Und zwar vor allem an deutschen Autoren, die den Mut haben, die Theorien Darwins und der neuen Evolutionsbiologie ernst zu nehmen und für ein breites Publikum ansprechend und lesbar darzustellen. Ist es ein Zufall, dass die Bücher von Axel Meyer, Ulrich Kutschera, Thomas Junker und Franz M. Wuketits dort von denselben Leuten systematisch attackiert werden? Wohl kaum.

Interessant ist noch ein anderer Punkt: Sieht man sich die besonders gehässigen Besprechungen an, so fällt auf, dass diese nur zum Teil von erklärten Kreationisten verfasst wurden (was an ihren weiteren Besprechungen leicht zu erkennen ist). Führend sind hier vielmehr vor allem die Anhänger des ‚Kooperations’-Propheten Joachim Bauer. Es ist ihnen natürlich unbenommen, für seine esoterisch angehauchten Ideen Reklame zu machen. Woher aber kommt die heftige Ablehnung von Autoren, die dem aus welchen Gründen auch immer nicht zustimmen?

Ist dies die Lösung für das Rätsel der ‚verschwundenen’ Kreationisten? Womöglich ist im Windschatten von Bauers fragwürdiger Darwinismus-Kritik und mit seiner tatkräftigen Unterstützung ein Sammelbecken für all die Schöpfungsgläubigen entstanden, die nicht den Mut haben, sich offen zu ihrer Meinung bekennen und die nun meinen, sie müssten „undercover“ gegen Evolutionsbiologen vorgehen? Auch Bauer selbst lehnt es ab, sich als Kreationist zu bezeichnen. Es ist hier auch nicht der Ort, genauer auf seine Ideen einzugehen (siehe z.B. die Rezension von Bauers „Das Kooperative Gen“ von Axel Meyer). Nur folgendes: Woher kommen denn die von ihm so betonten biologischen „Grundprinzipien“ Kooperativität, Kommunikation und Kreativität? Bauer kann (will?) nicht angeben, wie sie entstehen, sie sind einfach da – und so etwas nennt man gemeinhin ein Wunder. Selbst wenn sich dieser Verdacht nicht bestätigen sollte und wir es tatsächlich mit einem neuen Phänomen zu tun haben, können wir feststellen, dass sich gerade eine Gruppierung formiert und aktiv wird, die sich vor der Anwendung der Evolutionstheorie auf den Menschen fürchtet und auch nicht bereit ist, eine solche zu tolerieren.

Und so ist die Wut der Anti-Darwinisten letztlich ein großes Lob! Die Gegner der Aufklärung haben meist ein feines Gespür, und sie haben gemerkt, dass hier eine neue Generation von Evolutionsbiologen schreibt, die es geschafft hat, Darwins Ideen in humaner und lebensbejahender Weise für unsere Zeit zu interpretieren.

Wer sich nicht scheut, etwas über die Natur der Menschen aus der Sicht Darwins und der modernen Evolutionsbiologie zu erfahren, der sollte die Bücher von Axel Meyer, Ulrich Kutschera, Franz M. Wuketits, Sabine Paul, Thomas Junker und deren Mitstreiter lesen. Und wer etwas über die Tricks der Kreationisten lernen möchte, dem sei das aktuelle von Martin Neukamm herausgegebene Werk: Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus: Darwins religiöse Gegner und ihre Argumentation wärmstens empfohlen. Sie werden sehen, dass es keinen Grund gibt, sich vor der Wissenschaft zu fürchten!

Was aber kann und sollte man praktisch gegen die ideologische Kritik auf Amazon tun? Auf jeden Fall etwas, denn schlechte Bewertungen dort haben einen messbaren Einfluss auf das Kaufverhalten interessierter Leser. Hier ein paar Tipps, die sich bei den Kreationisten herumgesprochen haben, die aber bei den Freunden der Evolutionsbiologie noch weitgehend unbekannt zu sein scheinen: