Kampagne | 16.10.2009

Kreationisten aller Länder vereinigt euch!

Captain Creationism

Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kreationismus. Die Vertreter der Evolutionstheorie schütteln nur die Köpfe und lachen, doch werden sie den Vormarsch der heldenhaften Schöpfungsgläubigen nicht aufhalten können. Nun preschen die Sechs-Tage-Theoretiker voran mit einer neuen Kampagne, die sie aus alten Materialien zusammengewurstet haben: 95 Thesen wollen Kreationisten überall in Europa in einem einzigartigen Werbefeldzug verbreiten. Wir sind jetzt schon gelangweilt!

 

Hinter der Aktion mit den 95 Thesen (Anspielung an die Thesen Luthers) steht die Kreationistenorganisation ProGenesis, ein „Schweizerisches Initiativkomitee gegen das naturalistische Weltbild“. Was genau planen die mutigen Bilderstürmer und Arche-Noah-Überlebenden? Man erfährt es auf ihrer Website. Dort heißt es:

 

Keine Angst verbrannt wird heute niemand...

Darum treffen wir uns am 24. November 2009 in allen grossen Städten des deutschen Sprachraums. Vor Schulen und Universitäten, an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen, etc. verkleben wir Plakate und verteilen Flyer gegen die Evolution.“

 

Und warum verteilen sie nun Flyer und Plakate? Weil heute niemand verbrannt wird? Erscheint kein so guter Grund zu sein, um Flyer und Plakate zu verteilen. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, nicht verbrannt zu werden. Oder wollen sie die Menschenrechte allgemein feiern? Keineswegs.

 

100% Banane

Auf den Plakaten fragen sie pfiffig, ob wir 50% Banane wären. Sie meinen, Biologen behaupteten, wir wären zu über 90% genetisch mit Affen verwandt, aber niemand behaupte, wir wären zu 50% Bananen. Tja, wieso auch nicht? Wir sind zu 50% Bananen. Hier, jetzt haben wir das behauptet. Und?

Besonders ulkig ist ihr Flyer mit dem ausgestreckten Mittelfinger. „Dieser Finger hebt die Würde des Menschen hervor!!!“, heißt es auf der Rückseite. „Dank diesem Finger passen viele Menschen in ein exaktes Quadrat und in einen Kreis“. Ist das nicht toll? Lang lebe unser Mittelfinger. Kreationisten wollen das göttliche Design der Welt beweisen, indem sie ihren Adressaten den Vogel zeigen. Das ist nun aber zu 100% Banane.

„In keinem anderen Bereich der Wissenschaften werden kritische Stimmen so unsachlich und vehement attackiert wie auf diesem Gebiet der Forschung“, beschweren sich die Lehmgeformten. Abgerundet wird die These mit einem historischen Vergleich: „Die Uneinsichtigkeit der führenden Schichten in Wissenschaft, Schulwesen und Medien erinnert an die Sturheit, mit der die römisch-katholische Kirche des Mittelalters ihr damaliges Weltbild verteidigt hat.“ Die bösen Wissenschaftler haben sich gegen die Außenseiter, die im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit sind, verschwörerisch vereinigt! Würden wir jedes Mal einen Cent bekommen, wenn ein Pseudowissenschaftler sowas von sich gibt, wären wir innerhalb eines Jahres Milliardäre.

Die katholische Kirche hat doch ein wenig mehr getan als hier herumzusitzen und sich über ihre Gegner lustig zu machen. Andererseits ist der Nazi-Vergleich inzwischen dermaßen abgegriffen, dass wir uns freuen, zur Abwechslung mal die katholische Kirche zu sein.

 

Die 95 und so weiter

Was sind nun die ominösen 95 Thesen, die die Welt bewegen wollen? Ganz einfach: Uralte, abgegriffene Kreationistenargumente, zusammengefasst und neu verpackt. Es gibt keine Zwischenformen, Design braucht einen Designer, blablabla. Wahrscheinlich werden die Adressaten der Flyer sofort einschlafen, wenn sie nur die zum Running-Gag verkommene Banane sehen.

Sollte jemand die Antwort auf eine konkrete These wissen wollen (es ist so spannend wie Kreuzworträtseln), so kann er den Beitrag Antworten auf Evolutionszweifel von Prof. Wuketits oder Schöpfung contra Evolution von Martin Neukamm bei uns lesen. Ausführlicher geht Martin Neukamm in seinem neuen Buch Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus auf die Argumente ein.

Darwin-Jahr-Komitee