Presseschau | 30.04.2009

Gutes Fett, schlechtes Auge und der große Didaktikstreit

Axolotl, der mexikanische Schwanzlurch (web.de)

In Texas erobern Kreationisten die Lehrpläne, gesundes Essen ist ungesund, Sport und Diäten machen dick, das Auge taugt nichts, Termiten helfen bei der Klimaerwärmung und auch ansonsten steht die Welt Kopf: Fett hilft beim Erinnern und niemand kann die Hobbits erklären. In den USA ist derweil ein großer Streit über die Vermittlung der Evolutionstheorie entbrannt.


Die Lage ist ernst

Normalerweise sind Meldungen über mögliche Katastrophen und Weltuntergänge reine Panikmache, nicht aber im Fall der Schweinegrippe. Diesmal bräuchten wir sogar etwa mehr, nicht Panik, aber Aufklärung und Vorkehrungsmaßnahmen. Es handelt sich nämlich wirklich um eine ernstzunehmende Bedrohung. Die Technology Review informiert über angemessenes Verhalten, gerade was verantwortungsvolles Bloggen und „Twittern“ angeht. Über die Evolution von Viren erfährt man etwas bei RP Online. Dort geht es ferner darum, warum sie so schwer zu bekämpfen sind: Was nicht lebt, kann auch nicht getötet werden. Auch die Süddeutsche berichtet über die Gefährlichkeit des neuen Virus. Immerhin: Der Schweinevirus lenkt von der Wirtschaftskrise ab.


Ein lebendiges Ganzes

Franz M. Wuketits über Alexander von Humboldt und seine Bedeutung für die Wissenschaft.


Sport und Diäten machen dick

Udo Pollmer bekommt Schützenhilfe. Allmählich sehen Ärzte ein, dass unser Gewicht stark genetisch bedingt ist und dass eine „gesunde Ernährung“ nicht unbedingt gesund ist.


Das Auge ist eine blödsinnige Konstruktion

...sagt der Medizinforscher Detlev Ganten. In der Tat steckt die Natur voller Unsinn, was gerade Ingenieure in den Wahnsinn treiben müsste (komischerweise sind jedoch viele der einflussreichsten Kreationisten Ingenieure). Auch der Spiegel berichtet darüber, warum wir nichts taugen.


Kreationismus durch die Hintertür

Ja, es nervt. In Texas müssen Lehrer nun die „Stärken und Schwächen“ der Evolutionstheorie lehren, was es findigen Kreationisten erlauben wird, eine Sekunde auf die Stärken einzugehen, um den Rest der Unterrichtszeit die überwiegend fiktiven Schwächen der Theorie auszubreiten. Vorsitz des entscheidenden Bildungsausschusses ist Don McLeroy, selbst ein bekennender Kreationist der absurdesten Sorte. Der Schulunterricht ist schlichtweg nicht mit einer Universität zu vergleichen, wo es durchaus im Interesse der Wissenschaftler liegt, alles zu widerlegen, was ihnen in die Quere kommt. Für die Widerlegung der Evolutionstheorie gäbe es von der wissenschaftlichen Community den Nobelpreis und Forschungsgelder ohne Ende. Nur ist das bislang eben noch niemandem gelungen.