Presseschau | 12.02.2009

Geschichte, Literatur und Joachims Bauernfängerei

Collin Purrington: Kuchen vom Penn Museum Darwin Day 2007

Nicht einmal an Darwins Geburtstag lassen ihn die Medien in Ruhe. Obwohl die Presseschau ein „Best Of“ der Berichterstattung über die Evolutionstheorie bietet und dabei unserer Leser Augen Unwürdiges konsequent ausfiltert, ist sie wieder recht umfangreich ausgefallen. Bereiten Sie sich vor auf das Edelste des Erhabensten...

 

Darwin in die Literaturwissenschaft?

Wenn sich Geisteswissenschaftler in die Naturwissenschaften einmischen, ohne die geringste Ahnung zu haben, wovon sie da eigentlich reden, dann treibt das Naturwissenschaftler wie Prof. Kutschera auf die Palme. Dass allerdings ein ebenbürtiger Quark dabei herauskommt, wenn sich etwa Soziobiologen in die Literaturwissenschaften einmischen, ohne sich hinreichend über Literaturtheorie informiert zu haben, das zeigt Prof. Katja Mellmann in einem sehr guten Essay bei literaturkritik.de auf. Doch belässt sie es nicht bei der pointierten und berechtigten Schelte, sondern sie zeigt auch auf, wofür die Soziobiologie tatsächlich in der Literaturwissenschaft verwendet werden kann: „Wann immer wir ,den Menschen' bemühen müssen, um bestimmte literarische Phänomene zu erklären (und das ist häufiger der Fall, als manch einer wahrhaben möchte), sollten wir uns auch gestatten, Hilfe bei denjenigen Wissenschaftsdisziplinen zu suchen, die traditionell mit der Erforschung ,des Menschen' - und zwar des wirklichen, nicht des literarisch abgebildeten - befasst sind.“ Unbedingte Empfehlung.


Weltweite Akzeptanz der Evolution

Eine ältere, aber noch immer wertvolle Darstellung der globalen Akzeptanz der Evolutionstatsache kann man bei PZ Myers Blog „Pharyngula“ bewundern. Entgegen immerwährender Behauptungen, wie unglaublich säkular und aufgeklärt Deutschland doch sei, erfährt man dort, dass die ehemaligen „Barbaren aus dem Norden“, die Isländer, Dänen und Schweden, erheblich besser abschneiden. Die spanische Inquisition braucht heute zum Glück niemand mehr zu erwarten, denn selbst Spanien ist heute, zumindest evolutionsmäßig, aufgeklärter als Deutschland.


Künftige Bio-Lehrer lehnen Darwin ab

Wo wir schon bei deutscher Allgemeinverblödung sind: Rund 15% der Lehramtsstudenten aller Fachrichtungen lehnen die Evolution ab. Wie der Biologiedidaktiker Dittmar Graf in diesem Interview feststellt, liegt das gar nicht mal so sehr an religiösen Überzeugungen, sondern an postmoderner Beliebigkeit. Viele Menschen unterliegen offenbar dem Aberglauben, Wissenschaft und Religion wären ebenbürtig. Und das, obwohl Religion für den Erkenntnisgewinn vollkommen wertlos ist.


Zerstörer der Schöpfungsgeschichte

Ein schönes Angebot zum Darwin-Jahr findet man bei wdr.de. Dort gibt es zahlreiche Artikel und Radiosendungen, die man sich online ansehen und anhören kann, darunter ein Interview mit Thomas Junker unter dem Titel „Warum Darwin für Atheisten wichtig ist“.