Presseschau | 09.05.2010
Mohammed-Bildersturm
Da wir bekanntlich Experten sind im Respektieren religiöser Befindlichkeiten, weisen wir einfach mal spaßeshalber auf eine Website hin, auf der Darstellungen von Mohammed aus allen Zeiten und Kulturen gesammelt werden. Sie heißt zombietime.com/mohammed_image_archive. Es sind sehr schöne Werke darunter und sehr geschmacklose, amüsante und treffliche Reaktionen auf den Karikaturenstreit gibt es ebenso wie hasserfüllte Darstellungen (diese unter anderem aus der Zeit der Kreuzzüge, teils immernoch in Kirchen zu „bewundern“). Alles, was der Mohammed-Bilderfreund sich nur wünschen kann.
Sollten Wissenschaftler bescheidener sein?
Bekanntlich sind Wissenschaftler diejenigen, die ihre ewigen Wahrheiten von der Kanzel predigen, ohne irgendwelche Belege zu nennen. Sie behaupten, sie könnten die größten Fragen der Menschheit beantworten, ohne dass sie irgendeine Qualifikation dafür aufzuweisen haben.
Nein, halt, das sind nicht Wissenschaftler, sondern religiöse Apologeten. Komischerweise kommt aber aus deren Richtung der Vorwurf von einer dogmatischen Wissenschaftlichkeit, während sie es für positiv halten, selbst dogmatisch zu sein. Dogmatismus ist nur dann schlecht, wenn er von Leuten kommt, die ihnen widersprechen. Obendrein stimmt das nicht einmal, da Wissenschaftler nicht wirklich dogmatisch sind.
Neben der Templeton-Stiftung gibt es eine weitere, ebenfalls sehr einflussreiche Stiftung namens BioLogos, gegründet vom Chef der amerikanischen Gesundheitsbehörde, Francis Collins („The Language of God“), die essenziell dasselbe tut wie Templeton, nämlich eine Vereinbarkeit von kritischem Denken und blinden Glauben herbeizufantasieren.
Im BioLogos-Forum (kein Diskussionsforum, sondern eher die PR-Plattform der Stiftung, wo Forscher Essays schreiben, welche die Stiftungsziele unterstützen) hat nun ein Chemiker namens Steven Brenner einen Essay veröffentlicht, in dem er Wissenschaftler zu mehr Bescheidenheit bei der öffentlichen Präsentation ihrer Ergebnisse auffordert.
Jerry Coyne hat darauf geantwortet, dass Wissenschaftler meistens schon bescheiden genug sind, nur dass Journalisten bedauerlicherweise diese Bescheidenheit aus ihren Artikeln herauslöschen. Wer dagegen überhaupt nicht bescheiden ist, das sind Religionsvertreter. Andernfalls müssten sie ihre Forderungen etwa so formulieren:
„Wir sollten alle Abtreibungen unterbinden, weil sogar Embryos, die einen Tag alt sind, Seelen haben. Halt, warte... Ich vergaß, darauf hinzuweisen, dass es nicht den geringsten Beleg dafür gibt, dass Menschen eine Seele haben.“
P.Z. Myers sagte dazu: „Ja, das brauchen wir, dass Wissenschaft langweiliger, trockener und missverständlicher wird. Man würde fast annehmen, dass die Templetonianer da drüben die wissenschaftliche Bildung sabotieren wollen.“
AM