Politik | 11.06.2010

Wulff im Schafspelz

 

Die kommende Herrschaft der Gläubigen

Wulff ist sehr an einem „interreligiösen Dialog“ interessiert, worunter er einen Zusammenschluss der Religionen versteht, um ihre gemeinsamen Vorstellungen politisch durchzusetzen:

„Wir können die Hoffnung haben, dass es uns gelingt, die Berührungspunkte der Religionen, die notwendig im Transzendenten liegen, schon in unserer endlichen Realität, in unserem Alltag fruchtbar werden zu lassen!
Daran sollten wir, daran wollen wir – Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und alle gesellschaftlichen Kräfte – gemeinsam arbeiten!“

An diesen Ausführungen erkennt man, welche Ausmaße der Realitätsverlust angenommen hat, unter dem Wulff leidet. Für ihn gibt es nur die Religionen und außer tausend Religionen keine Welt! Alle gesellschaftlichen Kräfte, also auch Atheisten, sollen religiöse Ideen umsetzen. Eine Trennung von Kirche und Staat ist für Wulff nicht vorgesehen, wenn er sagt, dass die Politik sich aktiv für religiöse Partikularinteressen einsetzen soll. Obendrein soll auch noch die Wissenschaft religiöse Ansichten vertreten.

Christian Wulff lobte sogar die Waldorf-Schulen, deren Ziel es ist, Rudolph Steiners von Geistern, satanischen Mächten, unterschiedlich gewichteten Menschenrassen und anderen Wahnvorstellungen durchtränkte Ideologie zu lehren. Wulff nannte sie „Impulsgeber für alles, was wir an unseren Schulen brauchen“. Mal sehen, was das ist, was wir laut Wulff an unseren Schulen brauchen:

  1. Geisterbeschwörung

  2. Hellseherei

  3. Abwehr satanischer Mächte

  4. Äther- und Astralleiber

  5. Unterricht im Kampf gegen materialistische Wissenschaftler, die für den finsteren Dämon „Ahriman“ arbeiten.

  6. Das fünfte Evangelium, das Steiner geschrieben hat

  7. Die Entwicklung der Tiere aus dem Menschen (Steiners Evolutionslehre)

  8. Der Usprung des Menschen in Atlantis

All dies sind Bestandteile der Lehre Rudolph Steiners, die Wulff so lobt.

Allerdings ist es zweifelhaft, dass Christian Wulff tatsächlich glaubt, dass die Erde 6000 Jahre alt ist und dass Wissenschaftler für einen Dämonen tätig sind. Was bleibt, ist ein reaktionär-christlicher Politiker, der auch die durchgeknalltesten Fundamentalisten unterstützt, wenn es ihm nützlich erscheint, und für den Menschen ohne Gottesglauben nur als dekadente, morallose Fußnote in einem Vortrag existieren, aber davon abgesehen keinerlei Daseinsberechtigung haben.

Wulff redet immer nur von Religionen und von dem goldenen Zeitalter, wenn sie gemeinsam die Welt beherrschen werden. Vielleicht sollte er doch besser gegen Ahriman kämpfen.

Ergänzung

Waldorf-Kritiker Andreas Lichte hat uns mitgeteilt, dass Wulff eine persönliche Beziehung mit den Anthroposophen verbindet:

„Vielmehr verbinden ihn [Christian Wulff] persönliche Beziehungen mit der [Waldorf-] Schule im idyllischen Bramscher Hügelland. Ein Onkel des Unionspolitikers, der Fabrikant Günther Wulff, gehörte zu den Gründervätern der Evinghausener Schule. Der Anthroposophie eng verbunden, ermöglichte er im Jahre 1970 mit einem beträchtlichen Teil seines Vermögens erst die Gründung der Einrichtung, der er mehr als 15 Jahre als Schatzmeister des Schulvereins und auch als Unterrichtender verbunden blieb.“

Man fühlt sich unwillkürlich an das "Haus, das Verrückte macht" aus Asterix erobert Rom erinnert.

 

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AM