Presseschau | 31.07.2010

Wir werden konservativ

 

 

Die „Tom Johnson“-Affäre

In den USA ist eine neue Folge in der Seifenoper „Kuschelatheisten versus Neue Atheisten“ gelaufen. Kuschelatheisten, obwohl selbst ungläubig, zeichnen sich dadurch aus, dass sie der Meinung sind, Wissenschaftler müssten sich darauf beschränken, ihre Forschung zu vermitteln. Religionskritik würde die Menschen von der Wissenschaft nur abschrecken. Die Neuen Atheisten dagegen richten sich gegen den Glauben.

Zu den einflussreichsten Kuschelatheisten in den USA gehören der Wissenschaftsjournalist Chris Mooney und seine Partnerin Sheril Kirshenbaum, die zusammen das Buch „Unscientific America“ geschrieben haben. In einem Blogbeitrag griff Mooney die Geschichte eines Kommentators namens „Tom Johnson“ auf, der sich als Biologe ausgab. Johnson behauptete, er habe Naturschutzveranstaltungen besucht, die von moderaten Gläubigen organisiert worden seien. Seine Kollegen, die große Fans von Richard Dawkins und co. gewesen sein sollen, hätten diese Veranstaltungen dazu genutzt, die Gläubigen demonstrativ auszulachen und sie als „Idioten“ und „ignorant“ zu bezeichnen. Dies habe dem gemeinsamen Anliegen, der Vermittlung des Naturschutzes, geschadet. Wenn Wissenschaftler Gläubige beleidigten, hätten diese kein Interesse mehr, auf die Forscher zu hören. Johnson eröffnete eine Website namens „You're Not Helping“, wo er neoatheistische Blogger wie P.Z. Myers kritisierte.

„Tom Johnson“ hat unter öffentlichem Druck schließlich zugegeben, dass die Geschichte erfunden war. Es gab keine Naturschutzveranstaltung, wo Gläubige von Dawkins Anhängern ausgelacht worden sind. Außerdem ist „Tom Johnson“ nicht sein richtiger Name und ein Biologe ist er auch nicht. Er hat mehrere Sockenpuppen (falsche Identitäten) im Internet angenommen, um sich selbst zu unterstützen. In seinem Entschuldigungsschreiben hat der anonyme „Johnson“ eingeräumt, dass er auch kein Doktorand sei, wie er später behauptete, aber dann stellte sich heraus, dass er doch ein Doktorand ist.

Die erfundene Naturschutzveranstaltung, von Mooney als „Beweisstück A“ bezeichnet, war für Kuschelatheisten ein derart geeignetes Anschauungsmaterial, dass sich das Gerücht auf ihren Blogs weiterhin hält, irgendetwas wäre doch dran am „Beweisstück A“. Wie für ihre Bezeichnung als „Neue Atheisten“, die eine reine Medienerfindung ist, müssen sich Dawkins, Myers, Coyne und co. wieder einmal für Dinge verteidigen, mit denen sie nichts zu tun haben.

 

Gott wohnt in den Schulen

Wer sich für die Zukunft des deutschen Schulsystems interessiert, braucht nur nach England zu schauen. Wie die britische Regierung überlässt der deutsche Staat zunehmend religiösen Privatschulen die Bildung der Kinder und zieht sich aus seiner Verantwortung zurück.

Eine Mutter namens Pippa Crerar steht nun als Atheistin vor der Wahl, ihre Prinipien aufzugeben und ihren Sohn auf eine christliche Schule zu schicken, oder ihn auf die örtliche Schule zu schicken, die als Problemschule gilt, weil sich der Staat kaum darum kümmert. „Der Idealist in mir sagt“, so Crerar, „bleib deinen Prinzipien treu – ich glaube an die Wirkung, die engagierte Eltern auf eine Schule haben können. Das Elternteil in mir sagt: Tue, was immer für die Bildung deines Kindes am besten ist.“ Crerar hat sich für ihre Prinzipien entschieden, viele Eltern werden das nicht tun.

 

AM