Presseschau | 17.07.2010

Wir sind geschmolzen

 

 

Die zwei Gesichter von Templeton

Im amerikanischen Magazin „The Nation“ gibt es einen ausführlichen Artikel über die Templeton-Stiftung, die versucht, Religion und Wissenschaft zu vereinbaren. Zum Beispiel betreibt die Stiftung das „Foundational Questions Institute“, das sie mit großzügig mit Geldern ausstattet, damit Forscher grundlegenden Fragen nach Zeit, Raum und dem Ursprung des Universums nachgehen können. Es geht um Fragen wie „Hat das Universum einen Zweck?“. Früher hat die Templeton-Stiftung Kreationismus und Intelligent Design unterstützt, aber inzwischen fördert sie den theistischen Evolutionismus, exemplarisch etwa die BioLogos-Stiftung von Francis Collins.

Es gibt auch atheistische Wissenschaftler wie David Sloan Wilson und Jonathan Haidt, die Gelder von der Stiftung annehmen und die versichern, dass sie keinerlei Zwängen und Erwartungen bei ihrer Forschung unterworfen werden. Andererseits hat gerade Sloan Wilson mit „Darwin's Cathedral“ ein Buch geschrieben, das religiösen Gemeinschaften sehr freundlich gesinnt ist und ihnen einen evolutionären „Überlebensvorteil“ zugesteht. Der Nobelpreisträger Harry Kroto sieht die Templetonianer entsprechend anders: „Sie sind Teil eines Unterfangen, welches die grundlegende Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Gemeinschaft untergräbt.“

Die „Neuen Atheisten“ sind nun in die Offensive gegen Templeton gegangen. Das „Project Reason“, ihre Stiftung, hat die britische Wissenschaftsjournalistin Sunny Bains angestellt, um einen Bericht über Templeton zu schreiben. Bains hat herausgefunden, dass Templeton „umfassende Vetternwirtschaft“ betreibe: Über die Hälfte der letzten zwölf Templeton-Preise gingen an Forscher, die schon vorher mit der Stiftung verbunden waren, und Beiratsmitglieder kommen einfach an Fördergelder und Vortragsmöglichkeiten heran. Zudem stelle Templeton die tatsächlichen atheistischen Neigungen führender Wissenschaftler in ihrer „Big Questions“-Werbekampagne falsch dar. Templetons Mission sei die Förderung von Religion und ihre Vortäuschung von Wissenschaftlichkeit sei ein hinterhältiger Trick mit dem Ziel, Gott einzuschleußen.

 

BioLogos dreht am Rad

Die mit Templeton verbrüderte BioLogos-Stiftung bringt immer häufiger theologische Schriften heraus, die immer weniger mit Wissenschaft zu tun haben. Diesmal versucht sich Bibelforscher Kenton Sparks an der Theodizee-Frage (wie passen ein allguter Gott und das Böse in der Welt zusammen?). Sein Lösungsvorschlag lautet, dass die Menschen das Böse in die Welt gebracht haben. Der Biologe Jerry Coyne antwortet wie folgt:

„Soll diese ‚dogmatische Versicherung‘ mit der Wissenschaft übereinstimmen? Falls das so ist, wie genau hat die Sünde dann Erdbeben, Seuchen, Tsunamis und andere göttliche Handlungen ausgelöst, die unschuldige Menschen töten oder sie quälen? Und wenn diese Unvollkommenheiten von menschlicher Sünde ausgelöst wurden, haben sie nicht schon vor den Menschen existiert? Haben tektonische Platten sich erst in Bewegung gesetzt, als unsere affenartigen Vorfahren irgendwie eine Seele erwarben? Und was ist mit den Krankheiten, die es schon lange bei Tieren gab und die dann auf den Menschen übertragen wurden? […] Sparks Theodizee ist natürlich kompletter Unsinn und wirft viel mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Wichtiger noch: Sie ist wissenschaftlich widerlegt.“
 

Einblick in den Bibelgürtel-Biounterricht

Zwar darf Kreationismus in den USA nicht im Biounterricht "gelehrt" werden, aber das scheint viele Lehrer nicht zu kümmern:

 

Ein kleiner Hinweis zum Abschluss: Wenn Sie jeweils auf die Überschriften der Beiträge in der Presseschau klicken, gelangen sie zu den Quellen. Das ist eine der Designentscheidungen, die wir leider treffen mussten, um unsere geschätzten Leser zu ärgern. Leider ist es einem Leser nicht aufgefallen und er beschwerte sich über mangelnde Quellenangaben. Hier also verbergen sie sich.

AM