Presseschau | 18.06.2010

Wir haben zum Glauben gefunden

 

Theologen vs. Biologen

Die Biologen Franz Wuketits und Ulrich Kutschera haben sich im Akademischen Forum der Diözese Augsburg vor ein paar Tagen mit Philosophieprofessor Thomas Schärtl und dem Jesuiten Harald Schöndorf duelliert. Schärtl verglich mal wieder die „Neuen Atheisten“ mit religiösen Fundamentalisten, was religiöse Apologeten derart häufig machen, dass man sich fragt, warum sie nicht selbst sofort wegnicken, wenn sie es schon wieder behaupten. Es ist wenigstens sehr überzeugend, schließlich laufen Atheisten immerzu mit Sprengstoffgürteln herum und ignorieren rationale Argumente und empirische Belege, um stattdessen an ihr heiliges Atheismus-Buch glauben zu können. Leichtes Spiel für Kutschera und Wuketits.

 

Sind Neoatheisten die neuen Extremisten?

Auch in den USA fällt Theologen nichts Neues ein und sie setzen die Neuen Atheisten noch immer mit religiösen Fanatikern gleich. Der Astrophysiker Sean Carroll antwortet auf den Vorwurf: „Die Natur gehorcht Gesetzen, wir sind ein Teil der Natur und unsere Aufgabe liegt darin, unsere Leben im Kontext der Realität, wie sie ist, zu verstehen. Sobald diese Haltung von einer ‚extremistischen‘ zum Mainstream geworden ist, könnten wir einen wahren Fortschritt erhoffen.“

 

Christian Wulff und die Evangelikalen

Die Unterstützung, die Bundespräsidentschaftskandidat Christian Wulff evangelikalen Organisationen zukommen lässt, wurde in der regulären Presse kaum erwähnt. „Ist es wirklich so nebensächlich?“, fragt nun Thierry Chervel im Kulturmagazin Perlentaucher. Er wurde auf einen Beitrag von unserem Kooperationspartner wissenrockt.de aufmerksam und hat sich die Verbindungen zwischen Wulff und christlichen Fundamentalisten einmal näher angesehen. Sein Fazit:

„In der Sendung "Farbe bekennen" beschwor Christian Wulff "die Gefahr der Parallelgesellschaft, des Gegeneinanders, Gewalttätigen und Fundamentalistischen", der er entgegentreten wolle. Mit den Evangelikalen, die sich selbst gern als "entschiedene Christen" bezeichnen, geht das nun gerade nicht. Sie wollen wie gesagt Gesetzen, die sie als göttlich ansehen, mehr folgen als den Menschen, "auch wenn uns diese Freiheit nicht zugestanden wird". Wulff muss noch vor der Wahl in der Bundesversammlung aus dem Kuratorium von Prochrist austreten.“

 

Jesus-Statue vom Blitz getroffen

Im US-Bundesstaat Ohio wurde eine sechs Stockwerke hohe Jesus-Statue vom Blitz getroffen. Sie ging vollständig in Flammen auf. Die Solid Rock Church ("Solider-Fels-Kirche" – wohl doch nicht so solide...), der sie gehörte, möchte die Statue wieder aufbauen und der ursprüngliche Künstler hilft mit. Dass hier eine gewisse Ironie im Spiel ist, scheint niemandem aufzufallen.

 

Gläubige bevorzugen Dogmen vor Erkenntnissen

Was bereits aus Umfragen des Pew-Instituts hervorging, wurde nun von Geoffrey Munro im „Journal of Applied Social Psychology“ empirisch überprüft und bestätigt: Wenn man religiöse Menschen in den USA mit wissenschaftlichen Erkenntnisse konfrontiert, die ihren Glaubenssätzen widersprechen, dann lehnen sie eher die Erkenntnisse ab, als dass sie ihren Glauben aufgeben. Ungefähr 30% der US-Amerikaner verstehen zum Beispiel die Evolution, akzeptieren sie jedoch aus religiösen Gründen nicht.