Presseschau | 04.07.2010

Wir gehen in die Schule zurück

 

Zu Tode gelangweilt

Annie Britton und Martin Shipley vom International Center for Health and Society des University College in London haben die Auswirkungen von Langeweile untersucht. Ergebnis: Wer sich am Arbeitsplatz oft und beständig langweilt, der lebt insgesamt ungesünder und stirbt früher. Das Problem sind vor allem niedrigbezahlte Jobs mit sich stetig wiederholenden Tätigkeiten. Mit dem Bildungsniveau steigt die Qualität der Berufe und damit auch Gesundheitsbewusstsein und Lebenserwartung. Es lohnt sich also, immer brav die Hausaufgaben zu machen.

 

Ethnische Diversität an der Schule schlecht fürs Lernen

Der empirische Soziologe Jaap Dronkers aus dem liberalen Holland hat als Professor für Internationale Bildungsforschung an der Universität Maastricht eine politisch sehr inkorrekte Antrittsrede gehalten. Er geht darin auf die Auswirkungen der ethnischen Diversität auf das Lernen ein. Hier eine direkte Übersetzung einer Zusammenfassung seiner Rede aus der Pressemitteilung der Universität Maastricht:

„Fünfzehnjährige Schüler von Schulen mit einer hohen ethnischen Diversität schneiden schlechter ab als vergleichbare Schüler von Schulen mit homogenen Schülerpopulationen. Dies gilt nicht nur für die Immigrantenkinder, sondern auch für die Kinder des betroffenen Landes. Für die zweite Gruppe ist der negative Effekt am stärksten für Schulsysteme mit einer Hierarchie an Schultypen, wie die holländischen und die deutschen Systeme. Auch die Anzahl und Herkunft der Immigrantenschüler spielt eine wichtige Rolle. Ein größerer Anteil von Schülern aus islamischen Ländern an einer gegebenen Schule hat einen negativen Einfluss auf die Leistung aller Schüler an dieser Schule. Im Gegenzug hat ein hoher Anteil von Schülern aus Süd- und Ostasien einen positiven Effekt. Dies ist nur eine von Jaap Dronkers Schlussfolgerungen aus seiner empirischen Forschung mit internationalen PISA-Daten, die er in seiner Inaugurationsrede diskutiert.“

Wenigstens ist damit Intelligenzforschern widersprochen, die den Lernerfolg aus der durchschnittlichen, angeblich genetisch bedingten Intelligenz bestimmter Ethnien ableiten (deren Position hat Thilo Sarrazin kürzlich auf recht platte Weise zusammengefasst). Wäre dies der Fall, dann hätte die bloße Präsenz von Schülern niederer Intelligenz keinen derart negativen Effekt auf Schüler mit hoher Intelligenz. Soziale Faktoren spielen also eine wichtige Rolle.

Ferner lässt sich feststellen, dass die hierarchischen Schulsysteme in Deutschland mit ihrer Unterteilung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium das Problem noch verschärfen. Die aktuell beliebteste „Lösung“ besteht darin, Kinder auf Privatschulen zu schicken – und die sind in Deutschland überwiegend christlich. In diesen Privatschulen gibt es nämlich, aus offensichtlichen Gründen, signifikant weniger Muslime. Das ist aber keine Lösung, da muslimische Schüler nun auf die staatlichen Schulen verteilt werden und deren Bildungsniveau reduzieren, während deutschstämmige Schüler christlich indoktriniert werden, was zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft beiträgt. Da zudem Privatschulen mehr Geld kosten, werden vermögensschwache Familien ihre Kinder auf die schlechteren, also staatlichen Schulen schicken müssen. Hierdurch wird das Problem zementiert und verschärft. Der Staat darf nicht zulassen, dass staatliche Schulen von konfessionellen Privatschulen verdrängt werden. Sonst werden Kinder von Anfang an in christliche oder islamische Gruppen unterteilt. Man müsste stattdessen vielleicht überprüfen, ob eine Unterteilung der Schüler nach ihrem Leistungsniveau in bestimmte Klassen, aber unabhängig von Religion und Ethnie, das Problem lösen könnte. Oder man orientiert sich am Schulsystem von "Harry Potter". Mal sehen, ob die anderen Schüler es akzeptieren, wenn ihnen lernunwillige Muslime kostbare Hauspunkte kosten.

 

Anpasser, die angeben wollen

So lautet die Antwort auf die Frage: Wer bemüht sich besonders um den Umweltschutz? Wie eine Studie von Vladas Griskevicius von der Universität Minnesota und seinen Kollegen zeigt, die im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurde, bevorzugen Menschen grüne Produkte – wenn sie teurer sind als luxuriöse Produkte und wenn man sie im öffentlichen Supermarkt kaufen kann. Es geht also wieder um die Signalisierung von Status: Ich kann es mir leisten, altruistisch zu handeln.

Diese egoistische Neigung zum Umweltschutz lässt sich ausnutzen: Das amerikanische Software-Unternehmen OPOWER misst den Stromverbrauch von den am Versuch beteiligten Kunden von 33 Energieversorgern. Seit zwei Jahren taucht eine zusätzliche Information auf ihrer Stromrechnung auf, nämlich jene, wie sie im Vergleich zu ihren Nachbarn abschneiden. Da jeder einen Smily für besondere Umweltfreundlichkeit haben wollte, wurde Energie gespart und so konnte der Stromverbrauch um 2,5% gesenkt werden.

Möchte ein Hotel seine Kunden dazu bringen, Handtücher wiederzuverwenden, empfiehlt sich Erkenntnissen des Sozialpsychologen Noah Goldstein zufolge jene Formulierung: „Machen Sie es wie die Mehrheit der anderen Gäste – schützen Sie die Umwelt“. Die anderen Formulierungen, „Helfen Sie, die Umwelt zu schützen“ und „Schützen Sie gemeinsam mit uns die Umwelt“ gingen an den Gästen einigermaßen vorbei. Aber wenn man sich vor den anderen profilieren kann, dann werden eifrig Handtücher wiederverwendet.