Presseschau | 26.02.2010

Die Welt ist kompliziert

Der unkritische Teil des Gehirns, der Gehirnbilder toll findet (Foto: quinnums, flickr; Lizenz: Creative Commons)

Und viele ihrer Facetten haben es in diese Presseschau geschafft. Es geht um die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln, um Sauropoden, um Tierrechte und um ein Verbot von Zoos. Wir sehen uns das Gehirn an und wo sich die Intelligenz darin befindet. Auch die Gerechtigkeit ist im Gehirn beheimatet. Außerdem glauben die Leute alles, wenn man was über Gehirne sagt. Es geht um Hundegulasch, Super-Atheisten und diabolische Materialisten. Ein buntes Sorbet schmackhafter Wissenschaft und Philosophie.

 

Die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln

Der Astronom Florian Freistetter hat eine Grafik entdeckt, welche die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln aufzeigt. Es scheint kaum einen Zusammenhang zwischen der Beliebtheit der Mittel und ihrer Wirksamkeit zu geben. Zum Beispiel sind grüner Tee, „Omega 3“-Fettsäuren und Vitamin D sehr beliebt und zugleich auch sehr wirksam (= gut für die Gesundheit). Ebenso beliebt sind aber die wirkungslosen Mittel Beta-Carotin, Kupfer und Vitamin A. Dies zeigt auf, wie bemerkenswert unfähig wir sind, wirksame von unwirksamen Nahrungsergänzungsmitteln zu unterscheiden – selbst, wenn man bedenkt, dass wir Nahrungsmittel auch wegen dem Geschmack zu uns nehmen (welchen Geschmack haben Kupfer und Vitamin A?). Man fragt sich, wie wir eigentlich so lange überleben konnten. Also: Nicht auf Instinkte und Hörensagen verlassen, sondern lieber auf die Wissenschaft!

 

Sauropoden schlangen Nahrung hinunter

Der Fund vier neuer Dinosaurierschädel zeigt auf, dass Sauropoden („Langhälse“) ihre pflanzliche Nahrung nicht zerkauten, wie sie das zum Beispiel im Film „Jurassic Park“ tun, sondern sie schnappten nach den Blättern und schluckten sie unzerkaut hinunter. Ihre Schädel sind zu leicht und nicht für eine starke Zahnmuskulatur angelegt.

 

Angriff der Tierrechts-Extremisten

Tierrechtler neigen immer häufiger zur Gewalt, was umso bedauerlicher ist, als ihr Anliegen ja nicht völlig unberechtigt erscheint. Der Neurowissenschaftler Dario Ringach, der Experimente an Affen durchführte, erhielt nicht nur Morddrohungen am Telefon und per E-Mail. Maskierte Gangster der Tierrechtsbewegung schlugen nachts an die Scheiben des Kinderzimmerfensters. Über Nachbarn machten sie die Schule ausfindig, die seine Kinder besuchten und terrorisierten sie dort und erzählten den Mitschülern, was für ein schlimmer Mensch ihr Vater wäre. Einem Kollegen von Ringach stellten sie einen brennenden Molotov-Cocktail vor die Haustür (allerdings aus Versehen vor die seiner Nachbarn). Mal wieder ein Zeichen angeblicher moralischer Überlegenheit: Die Tierrechtler glauben, sie wären ethisch weiterentwickelt als der Rest der Menschheit und das gibt ihnen aus ihrer Sicht das Recht, Menschen zu terrorisieren und Brandbomben auf ihre Häuser, Labors und Autos zu werfen. Mit der Tierrechtsbewegung von Peter Singer, der Angriffe auf Forscher immer strickt ablehnte, hat das nichts mehr zu tun. Siehe auch PZ Myers zum Thema.

 

Zoos verbieten!

Wo wir schon von Tierrechten sprechen – es gibt wirklich gute Gründe, Zoos zu verbieten. Biologe Jerry Coyne geht auf das Thema näher ein und erläutert, warum Zoos so gut wie nutzlos für die Bildung sind und nur der Unterhaltung und der Geldmacherei dienen. Dies geht jedoch auf Kosten der Tiere, die in einer unnatürlichen Umgebung leben müssen (meist nicht sehr lange) und die ihre Instinkte nicht ausleben können. Für die Forschung sind Zoos ebenfalls sinnlos, so bemerkte H.L. Mencken einst: „Ein Universitätsprofessor, der zum Beispiel die Gewohnheiten einer Giraffe erforscht und seine Beobachtungen auf Exemplare in einem Zoo beschränkt, würde zwangsweise zur Schlussfolgerung gelangen, dass Giraffen ortsgebundene und melancholische Tiere sind, die stundenlang reglos herumstehen und die einen Italiener dafür bezahlen, dass er sie mit Heu und Kohlköpfen füttert.“

Ultimativ wird man bei Tierrechten Kompromisse eingehen müssen, da es zum Beispiel gute Gründe für spezifische Arten von Tierversuchen gibt. Aber ob man Tiere zur bloßen Unterhaltung quälen muss, das ist schon wieder eine ganz andere Frage.