Philosophie | 02.09.2009

Welche Götter sind mit der Evolutionstheorie kompatibel?

 

Ein Gott zum Denken

"Gott ist ein Objekt, über das man nachdenken kann. Ich schätze, ich glaube, dass Gott das ultimative ästhetische Objekt ist, ultimative Schönheit, Herrlichkeit und Macht, und dass die Vision Gottes die Quintessenz von jedem ästhetischen Erlebnis und jeder Sinnesfreude verkörpert."

Es gibt nichts dagegen einzuwenden, über so eine Art von "Gott" nachzudenken. Allerdings ist es eine andere Art von Gott als der allgute, allwissende, unkörperliche und transzendente Gott, von dem sie zuvor geredet hat. Vielleicht kann man seine Eigenschaften beliebig wählen, um dann über ihn nachzudenken?

Leider macht Barber in ihrem Artikel den Fehler, Gott auch als die Erklärung für das Bewusstsein zu Rate zu ziehen. Sie bejaht die Frage, ob es philosophische Zombies geben könnte (solche, die sich genau wie Menschen verhalten, nur ohne Bewusstsein). Eine Welt mit Gott wäre dann eine Welt, die genauso aussieht wie eine ohne Gott, nur dass sie bewusstes Erleben enthalten würde. Philosophische Zombies wären aber dasselbe wie Menschen, also hätten sie Bewusstsein, also existieren sie nicht. Das heißt, eine Welt mit oder ohne Barbers Gott wäre auch in dieser Hinsicht ununterscheidbar.

Trotzdem: Der Gott der Philosophen hat eine vergleichsweise hohe Daseinsberechtigung. Es ist interessant, über ihn nachzudenken. Empirisch können wir ihn – übersehen wir mal die zweifelhafte Argumentation mit dem Bewusstsein – überhaupt nicht erfassen, weil er sich in einer komplett übernatürlichen Welt aufhalten soll.

Einwenden könnte man, dass eine "rein übernatürliche Welt" so ziemlich dasselbe ist wie "die menschliche Fantasie". Wir können ebenso behaupten, dass Werwölfe, Feen und Lord Voldemort in dieser rein übernatürlichen Welt existieren und wir wären nicht in der Lage, ihnen empirisch beizukommen. Zudem ist die einfachste Erklärung meist die richtige (Ockhams Rasiermesser) und eine rein natürliche Welt ohne dieses übernatürliche Anhängsel wäre einfacher. Zudem, wie Bertrand Russel feststellt, muss etwas nicht wahr sein muss, nur weil es möglich ist. Siehe dazu meinen Beitrag zur Frage, ob unsere natürliche Welt eigentlich existiert.

Übersetzen wir also "rein übernatürliche Welt" mit "menschliche Fantasie". Die Fantasie, insofern man sie nicht mit der Realität verwechselt, ist eine tolle Sache, also gibt es für den philosophischen Gott 8/10 Punkte auf der Plausibilitäts-Skala. Es ist ein netter Zeitvertreib für Philosophen, über einen solchen Gott nachzudenken. Das hält sie davon ab, auf dumme Gedanken zu kommen. Auch für Fantasy-Autoren ist der Gott der Fantasie ein interessantes Objekt.