Darwin bittet zu Tisch! | 09.03.2009

Warum gesundes Essen krank machen kann

 

Einwände oder Ausreden?

Mit Blick auf die Evolutionsbiologie ist offenkundig: Unsere paläolithischen, genetisch fixierten Ernährungsprogramme passen an entscheidenden Punkten nicht zur neolithischen Umwelt und Lebensweise. Die typischen Krankheiten der modernen Zivilisationen sind die Folge. Gelegentlich wird der Einwand erhoben, dass diese Erkenntnis nichts anderes als eine nostalgische „Paläo-Fantasy“ sei, dass man doch gar nicht genau wisse, wie Ernährung und Lebensweise in der Altsteinzeit wirklich aussahen, es sich also um Steinzeitmärchen handele. Außerdem habe die Evolution in den letzten 10.000 Jahren nicht still gestanden – es seien auch Anpassungen an die neolithischen Nahrungsmittel zu finden.

Lascaux Gruppe von Hirschen zwischen AuerochsenNatürlich ist es schwierig, aussagekräftige Daten zur Ernährung in der Altsteinzeit zu sammeln. Dennoch gibt es inzwischen eine umfangreiche Datenlage sowohl durch fossile Funde als auch von rezenten Jäger- und Sammlerkulturen. Außer der Ausbildung einer Laktose-Toleranz (die aber weltweit immer noch nicht vollständig ist) sind bislang kaum nennenswerte Beispiele für genetische Anpassungen an die neolithische Ernährung bekannt. Momentan sprechen alle Daten dafür, dass sich die genetische Konstitution eben nicht in größerem Ausmaß an die neue Ernährung angepasst hat.

Auffällig ist auch, dass die Kritiker der evolutionären Ernährungstheorie noch keine Alternative aufbieten können, um die beschriebenen Phänomene umfassend und stringent erklären zu können - z.B. warum wir heute an spezifischen Krankheiten leiden, oder warum ganz bestimmte Allergene dominieren. Die Erklärung ist mit einem evolutionären Ansatz jedoch sehr gut möglich. Der „Paläo-Fantasy“-Vorwurf erscheint daher vielmehr als Ausrede denn als überzeugendes Argument – vielleicht auch genutzt, um Fehler in der Ernährungspolitik nicht offen legen zu müssen.

Zwei Alternativen stehen zur Verfügung, um den aktuellen Gesundheitsproblemen zu begegnen: 1) Weiterhin ratlos abwartend und mehr schlecht als recht die offiziellen Ernährungsempfehlungen umzusetzen, und unreflektiert an die vorherrschenden Vorgaben zu gesunder Ernährung zu glauben, oder 2) mit evolutionsbiologischem Wissen Ernährungsprogramme zu formulieren, die den natürlichen menschlichen Bedürfnissen und Präferenzen entsprechen und damit eine hohe Chance auf erfolgreiche Umsetzung haben.

 

Dinner mit Darwin

Darwin_Lebensmittel_090209Wie sieht nun ein Dinner aus, das Darwins Theorie und aktuellen Erkenntnissen zur evolutionären Ernährung entspricht?
Menschen haben im Lauf ihrer evolutionären Geschichte zwei verschiedene Ernährungsprogramme entwickelt. Das Nährstoff-Optimierungsprogramm führte zu Vielfalt, Qualität, einer guten Mineralstoff-, Vitamin- und Proteinversorgung, kurz: es ist das ursprüngliche Programm für unsere Vitalität, das wiederentdeckt werden sollte. Gleichzeitig existiert aber auch ein Energie-Maximierungsprogramm, welches eine starke Präferenz für fett- und kohlenhydratreiche Nahrungsmittel als „Nahrung fürs Gehirn“ ausgebildet hat. Beide Programme waren unter paläolithischen Bedingungen erfolgreich und wurden über Lust-/Unlustgefühle bei der Auswahl der Nahrungsmittel gesteuert. Nach Lust und Laune zu essen ist daher sehr wichtig - jedoch im Bewusstsein, dass die Energiemenge in den Industrienationen nicht mehr limitiert ist und die Nahrungsquellen heute nicht immer die beste Qualität haben.