Presseschau | 09.04.2009

Vorurteile, schnuppernde Frauen und coole Sterne

 


Hox-Gene ordnen unseren Körper

Die mit der Epigenetik trendy gewordenen Hox-Gene sorgen für die Differenzierung unterschiedlicher Körperteile, bei Mensch und Mücke gleichermaßen. Damit uns die Beine nicht auf dem Kopf wachsen.


Parasit könnte menschliches Verhalten steuern

Der eigentlich als harmlos geltende Parasit Toxoplasma gondii, mit dem jeder dritte Deutsche infiziert ist, könnte einen Einfluss auf unser Verhalten haben. Man kennt das zum Beispiel von Syphilis, das die sexuelle Aktivität infizierter Menschen erhöht, um sich auszubreiten. Männer werden durch Toxoplasma offenbar widerspenstiger gegenüber gesellschaftlichen Regeln, während Frauen folgsamer werden. Beide Geschlechter bekommen verstärkt Schuldgefühle und reagieren langsamer. Besonders die langsame Reaktion könnte dazu geführt haben, dass Menschen eher von Raubtieren gefressen wurden, in deren Magen der Parasit gelangen wollte. Der Forscher Jaruslav Fleger ist überzeugt: „Es gibt mit Sicherheit Parasiten, die das menschliche Verhalten noch sehr viel stärker beeinflussen als Toxoplasma.“ Gruselig, gruselig.


Geniale Raben

Raben sind die größten Singvögel der Welt und sie sind hochintelligent. Man geht davon aus, dass das ein Ergebnis der komplexen Sozialsysteme von Raben ist.


Wozu küssen?

Beim Küssen werden Endorphine ausgeschüttet, die glücklich machen. Es erhöht die Paarbindung und ist aufregend. Ursprünglich diente Küssen allerdings einmal zur Mund-zu-Mund-Fütterung, die wir bei Vögeln noch beobachten können.


Wir stammen nicht von Spongebob ab

So unwahrscheinlich es klingt, aber wir stammen gar nicht von Schwämmen ab. Ein wahrscheinlicherer Kandidat sind die Scheibentiere. Sie haben bereits die Gene für Nervensystem, Augen und Körperachse, ohne sie auszubilden.


Vorurteile haben einen Selektionsvorteil

Allerlei schrecklichen Dingen wird in letzter Zeit ein evolutionärer Selektionsvorteil zugesprochen, nach der Religiosität nun auch den Vorurteilen. Bei letzten ist das allerdings nicht unwahrscheinlich. Vorurteile sparen nämlich Energie, die man bei einer anständigen Beurteilung benötigen würde. In einem Experiment ließen Forscher den selben Artikel in zwei verschiedenen Zeitungen veröffentlichen, in einem Qualitätsblatt und einem Exemplar der Regenbogenpresse. Leser fanden den selben Artikel in der besseren Zeitung erheblich besser. Menschliche Bewerber auf einen Arbeitsplatz haben es zudem leichter, eingestellt zu werden, wenn sie einen Allerweltsnamen haben. Ein ausländischer Name schreckt zum Beispiel ab. Selbst die Attraktivität von Frauen, die allesamt deutsche Namen hatten, meinten Testpersonen schon am Namen ablesen zu können.

Leider lösen Vorurteile zudem noch starke Gefühle aus, oft negative wie Ekel und Angst. Da Gefühle als wahrhaftig gelten, werden sie kaum hinterfragt. Schwer abschütteln lassen sich Vorurteile auch noch. Wenn einem Lehrer, der meint, dass Mädchen nicht rechnen können, ein Gegenbeispiel gezeigt wird, erfindet er einfach eine neue Kategorie wie „Mannsweiber“. In einem Computerspiel mussten Versuchspersonen blitzschnell auf bewaffnete Personen schießen. Schwarze und Weiße wurden dabei zufällig mit Waffen ausgestattet, doch Spieler jeder Ethnie hielten die Schwarzen für häufiger bewaffnet als die Weißen.

Vorurteile sind aber nicht unbedingt schlecht und meist treffen sie sogar zu, wie Steven Pinker in Das unbeschriebene Blatt ausführt. Schließlich basieren sie oft auf Erfahrung, wenn das auch nicht in allen Fällen zutrifft.