TV-Tipp | 04.05.2012

The Big Bang Theory

Darwin-Jahr Bild

Anspruchsvolle Unterhaltung im Fernsehen zu finden gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Zu sehr ist das Angebot geprägt von albernen Gerichtshows, Deutschland sucht den Irgendwas-Castings oder den unverantwortlichen „Realitysendungen“, die in Wirklichkeit alles andere als das reale Leben zeigen.  Wissenschaft oder Politik jenseits der Talkshowrunden findet man dagegen nur selten. Wer gar nach einer Kombination aus Unterhaltung und Wissenschaft sucht, hat es noch schwerer. Und doch gibt es eine solche Serie, die überraschenderweise auch noch aus den USA kommt.

The Big Bang Theory ist eine Sitcom, die bereits seit 2007 in den USA ausgestrahlt wird und die aktuell in Deutschland auf Pro 7 zu sehen ist. Sie handelt von den beiden jungen Doktoren der Physik Sheldon Cooper und Leonard Hofstadter, die zusammen in einer Wohngemeinschaft leben. Die Serie beginnt damit, dass in der Nachbarwohnung die attraktive Kellnerin Penny einzieht und die das Leben der beiden gehörig durcheinanderbringt. Ergänzt wird in der Serie das Trio noch durch zwei weitere Hauptfiguren, den Astrophysiker Dr. Rajesh Ramayan Koothrappali und den Raunfahrtingenieur Howard Joel Wolowitz.  Alle Figuren sind in der Serie wie bei Comedy üblich natürlich klischeehaft überzeichnet. So zeigt Sheldon Cooper deutliche Merkmale eines Asperger Autisten. Genial in seiner Arbeit aber mit großen Schwierigkeiten im realen Leben und vor allem im Umgang mit seinen Mitmenschen. Intellektuell ist Sheldon den meisten Menschen überlegen. So versucht er sich mit 13 Jahren am Bau eines Kernreaktors, der nur daran scheiterte, dass er sich kein spaltbares Material über das Internet beschaffen konnte. Auf der anderen Seite legt er jedoch ein reichlich infantiles Verhalten an den Tag. So ist er ein großer Comicfan und liebt The Flash und Green Lantern. Ein ganz besonders großer Liebhaber ist er von der Fernsehserie Star Trek. Nicht nur zufällig ähnelt sein Verhalten daher auch der von Spock. Auf Kriegsfuß steht er dagegen mit der Religion, für die er als Wissenschaftler kein Verständnis hat. Was auch zu Konflikten mit seiner fundamentalistisch-christlichen Mutter führt, wenn es etwa um die Bedeutung der Evolutionstheorie geht.

Sheldon ist jedoch nicht der einzige Protagonist mit Macken. Auch die anderen Charaktere sind sogenannte Nerds. So kann etwa Raj nicht mit Frauen sprechen, es sei denn, er hat vorher Alkohol konsumiert. Sein Freund Wolowitz dagegen hält sich sich selbst für einen großen Frauenheld und hat immer einen lockern Spruch auf den Lippen, was aber zumeist in einer Blamage ändert. Halbwegs bodenständig wirkt dagegen noch Sheldons Mitbewohner Leonard, wenn auch dieser wie alle anderen ein Faible für Comics und Videospiele hat. Gänzlich anders ist dagegen die Nachbarin Penny, die mit ihrem einfachen aber pragmatischen Verhalten im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Nerds voll im Leben steht. Tatsächlich ist es diese besondere Konstellation, die nerdigen Wissenschaftler auf der einen und die im Leben stehende Penny auf der anderen Seite, die den Reiz der Serie ausmacht.

Zu etwas wirklich Besonderem macht die Sendung aber der breite Raum, den Wissenschaft in der Serie einnimmt. Man kann tatsächlich ganz nebenbei eine Menge über die Welt der Wissenschaften und ihre Gepflogenheiten lernen. So wird zum Beispiel in einer Folge der vierten Staffel die Memtheorie des Evolutionsbiologen Richard Dawkins im Gespräch zwischen Sheldon und seiner Freundin der Neurobiologin Amy Farrah Fowler erläutert. Sogleich folgt dann der Praxistest, indem die Beiden das falsche Gerücht in die Welt setzen, dass sie miteinander Sex gehabt hätten und dann beobachten wie schnell dieses Information bzw. dieses Mem braucht, um sich im Bekanntenkreis zu verbreiten. Damit solche Darstellungen übrigens wissenschaftlich korrekt sind, haben die Macher der Serie mit David Saltzberg von der University of California einen großartigen Berater engagiert.

Es ist also nicht überraschend, dass die Serie auch unter Wissenschaftlern einen guten Ruf hat. So  kann man mit wissenschaftlichen Gaststars aufwarten. So war in der Serie bereits der US-amerikanische Astrophysiker und Nobelpreisträger George Fitzgerald Smoot, der Stringtheoretiker Brian Greene und sogar der aktuell wohl bekannteste Wissenschaftler der Welt Stephen Hawking zu Gast.

Erfreulicherweise ist die Serie sowohl in den USA als auch in Deutschland ein Quotenrenner. Auch wenn der Anfang in Deutschland zunächst schwierig war. Das widerlegt zumindest teilweise die These, dass die Zuschauer anspruchsvolle Unterhaltung eher meiden. Aber nicht nur die Quoten sind gut, auch die Kritiker sind überwiegend voll des Lobes. So gewann Sheldon Darsteller Jim Parsons bereits den Emmy und den Golden Globe.

Fazit: The Big Bang Theory ist eine Serie, die man eigentlich jedem ans Herz legen kann, der Wissenschaft nicht nur bierernst nimmt. Die Serie ist witzig und sogleich lehrreich. Die Macher zeigen, dass selbst schwierigste wissenschaftliche Sachverhalte durchaus auch in einer Comedy- Serie erklärt werden können. Da kann man sich nur Sheldon Cooper anschließen und laut Bazinga! rufen. Wer übrigens die bisherigen Folgen verpasst hat, der muss sich nicht grämen, denn zum Glück kann man die Serie auch auf DVD oder Blu Ray erwerben.