Darwin bittet zu Tisch! | 03.02.2009

Teil 2: Warum wir Hamburger und Pommes lieben

Sabine Paul klärt auf: Wie kann man sich gesund und genussvoll zugleich ernähren?

 

PaläoPower: Die Urkraft lustvoll nutzen

Unser Gehirn und unser Körper verlangen sowohl nach viel Energie, Protein, Fett und einfachen Kohlenhydraten als auch nach Vitaminen, Mineralstoffen, Bewegung und Sauerstoff. Wir haben also zwei widersprüchliche Programme in uns. Das eine sorgt für maximale Energie-, das andere für optimale Nährstoffversorgung. Diese beiden Programme waren zwei Millionen Jahre lang erfolgreich unter den damals herrschenden Bedingungen und wurden über Lust-/Unlustgefühle bei der Auswahl der Nahrungsmittel umgesetzt. Dieses genetische Programm wirkt noch heute in uns. Nach Lust und Laune essen ist daher sehr wichtig - jedoch im Bewusstsein, dass die Energiemenge nicht mehr limitiert ist und die Nährstoffe heute nicht immer beste Qualität haben. Daraus lässt sich aber klar die Alternative zu einer Ernährung, die Übergewicht, Stoffwechsel- und Herzkrankheiten fördert, entwickeln: Man kann Fette und einfache Kohlenhydrate ruhig genießen, allerdings sollte man mindestens so sehr auf die richtigen Nährstoffe und eine Vielfalt der Nahrungsquellen achten – ebenso wie auf eine ausreichende Bewegung. Das Problem des Hamburgers ist nicht die Komposition der Zutaten, sondern die Monotonie der immer gleichen Ernährung, die geringe physiologische Qualität der verwendeten Nahrungsmittel und der Energieüberschuss.

Das erfolgreiche Gegenprogramm lautet bezogen auf die Energiebalance: „erst joggen, dann schlemmen“ und bezogen auf die Nährstoffe: „Genuss nur mit bester Qualität“. Daraus leitet sich das ultimative Hamburger-Rezept ab: Man nehme das Fahrrad, besorge die besten Zutaten für den Hamburger und einen zusätzlichen großen gemischten Salat bei den jeweiligen Spezialisten (Inhaberbäckerei statt Backkette, Bauernmarkt statt Supermarkt, etc.), schleppe die reiche Beute nach Hause, verwende ein wenig Gehirnschmalz und Energie auf eine gute Zubreitung – und verspeise das Ganze mit Genuss!


© Dr. Sabine Paul, Frankfurt/Main, 01.02.2009
Text modifiziert nach dem Kapitel „Steak und Schokolade“ in: Der Darwin-Code: Die Evolution erklärt unser Leben, Thomas Junker & Sabine Paul, C.H.Beck Verlag, München, 2009; www.darwin-code.de

 

Literatur:
Eaton, S.B., M. Konner. 1985. Paleolithic nutrition – a consideration of its nature and current implications. The New England Journal of Medicine 312:283-289

Cordain, L., et al. 2005. Origins and evolution of the Western diet: Health implications for the 21st century. American Journal of Clinical Nutrition 81:341-354

Junker, T., S. Paul. Der Darwin-Code: Die Evolution erklärt unser Leben. C.H.Beck Verlag, München, 2009

Nemetz, P.N. et al. 2008. Recent Trends in the Prevalence of Coronary Disease. Archives of Internal Medicine 168(3):264-270