Darwin for Kids | 19.02.2009

Susi Neunmalklug erklärt die Evolution


„Eine Mischung aus Comic und Sachbuch“

hpd: Nun ist „Susi Neunmalklug“ nach „Wo bitte geht`s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“ und „Die Geschichte vom frechen Hund“ eure dritte Koproduktion. Es fällt auf, dass sich die drei Bücher im Sprach- als auch im Zeichenstil stark unterscheiden. Weshalb?

Schmidt-Salomon: Das liegt daran, dass die Bücher unterschiedliche Zielgruppen und Inhalte haben. Das „Ferkel“ war ein subversives Kinder- und Erwachsenenbuch, das auf scheinbar naive Weise vermeintlich tiefsinnige Glaubenssätze entzaubern sollte. Wenn man so will, war der Stil des Ferkelbuchs „pseudo-niedlich“. Den „frechen Hund“ hatten wir dagegen „wirklich niedlich“ angelegt, also ohne doppelten Boden, schließlich sollte er den Kleinsten der Kleinen spielerisch vermitteln, warum es klug ist, freundlich zu sein. „Susi Neunmalklug“ ist in dieser Hinsicht anders als die beiden Vorgängerbücher: Als Mischung aus Comic und Sachbuch sollte Susi, die ja für ältere Kinder gedacht ist, nicht in erster Linie niedlich rüberkommen, sondern vor allem witzig, klug und cool…

hpd: Helge, du hast bei „Susi Neunmalklug“ gleich drei unterschiedliche Zeichenstile verwandt. Warum ist das so und wie kamst du auf diese Idee?

Nyncke: Die Idee dahinter ist, schon mit der Bildgestaltung die Unvereinbarkeit der beiden vorgestellten Weltsichten klar erkennbar zu machen. Die inzwischen fast durchgängige Kompromissformel der Kirchen, religiöse und wissenschaftliche Perspektiven einfach für kompatibel zu erklären, wird so sehr anschaulich gleich zu Beginn ad absurdum geführt. Eine naive Märchengeschichte kann einfach nicht mit den gleichen Mitteln dargestellt werden, wie eine seriöse wissenschaftliche Beschreibung. Darum bekommt bei uns jede Ebene genau das, was sie verdient: die eine einen naiven und die andere einen realistischen Stil. Wobei in der Gottesebene durchaus auch feine subversiv-kritische Untertöne eingebaut sind. Die dritte comicartige Ebene schließlich ist ein Entgegenkommen an die optischen Präferenzen der Zielgruppe, die dem Bilderbuchalter schon entwachsen ist und eher die Comics bevorzugt. Und ganz grundsätzlich ist ein Stil- und damit Perspektivwechsel immer ein sehr schönes Hilfsmittel, um kreative und kritische Denkprozesse anzuregen...

hpd: Wie entstehen eure Bücher? Ist zunächst der Text da und danach werden die Bilder gezeichnet oder ist es umgekehrt?

Nyncke: So läuft das bei uns – Michael schreibt den Text zusammen mit ein paar Bildideen, die ihm beim Schreiben spontan in den Sinn kommen, und ich entwickle daraus dann die bildnerische Struktur, überlege, wie die Figuren aussehen könnten, was am Besten wo stehen sollte und wie man es am Deutlichsten umsetzen kann. Das ist dann so eine Mischung aus solidem Handwerk und intuitiver Kreativität. Und am besten läuft´s, wenn einfach sofort der Funke überspringt. Wenn ich den Text lese, dann kommen die Ideen ganz von selbst und ich kann mich manchmal selber vor Begeisterung kaum halten.