Hirnforschung | 04.09.2010

Stimmungskanonen im Gehirn

 

Pillen als Spaßsurrogat? © morguefile.comGute Laune in Tabletten?

Angeblich leiden zwischen 10 und 20 Prozent der US-Amerikaner unter Depressionen, und die Tendenz ist wie in allen entwickelten Ländern steigend. Andererseits werden zugleich immer schwächere Formen von Traurigkeit in die Diagnose mit aufgenommen, und weitere Aspekte wie soziale Phobien und Zwangsstörungen werden vermehrt auch noch integriert. Dahinter stecken nicht zuletzt die profitlichen Absatzkämpfe von Pharma-Unternehmen. Glücksversprechen sind eben auch ein Geschäft.

Andererseits ermöglichen Antidepressiva oder "Stimmungsaufheller" – schon über die Begriffe herrscht Uneinigkeit – seit den 1950er Jahren zunehmend mehr kranken Menschen wieder ein würdiges Dasein, indem sie ihre Depressionen, Panik, Zwänge, Ängste, psychische Schmerzen oder extreme Schüchternheit lindern und ihnen ein normales, im Einklang mit ihren Wünschen laufendes Leben ermöglichen.

Gleichzeitig verschieben die Medikamente aber auch die Definition von Krankheit: Was behandelbar ist, wird ausgeweitet, und somit wandeln sich die Maßstäbe. Denn wo sind die Grenzen der Krankheit? (Ein anderes Beispiel: Sollten Wachstumshormone nur erbliche Zwerge nehmen oder aber jeder, der unterdurchschnittlich groß ist oder einfach überdurchschnittlich sein möchte?) Und wie wird die Entwicklung weitergehen? Was ist denkbar? Wer hätte 1950 geglaubt, dass man bald defekte Organe ersetzen zu vermag – und was werden wir im Jahr 2050 denken?