Presseschau | 15.01.2009

Spukfische, Cyborgs und Mensch-Affen-Hybride

Die Presseschau bietet regelmäßig das Beste aus deutschen und englischen Medien zum Thema Evolution


Sind Evolutionsbiologen Christenverfolger?

Ein Bischof hat mal wieder etwas Albernes über die Evolution gesagt. Wer hätte damit nur rechnen können? Der Unsinn der Woche stammt diesmal von dem katholischen Bischof Gebhard Fürst. Zunächst einmal wird Atheisten die Moral abgesprochen (was offenbar sehr moralisch ist): „Die Bestreitung Gottes ist letztlich eine Kampfansage auch an eine alle bindende Moral“, so der Bischof.

Bis dahin alles wie gewohnt im gelobten Land der Scheinheiligkeit, doch nun kommt etwas Neues: „Christen müssten ‚hellwach‘ solchen Strömungen gegenüber werden, ihre eigene Glaubensüberzeugung offensiv vertreten. ‚Es ist der sich auf Naturwissenschaft berufende und gegenwärtig besonders mit Evolutions-Biologie angereicherte neue Atheismus‘“ Rette sich wer kann, macht die Rettungsboote klar, Frauen und Kinder zuerst!

Sich so bezeichnende „Neue Atheisten“ gibt es in Deutschland gerade mal zwei, den Physiker Bernd Vowinkel und meine Wenigkeit, aber das genügt offenbar schon, um Bischöfe auf die Bäume zurück zu jagen. Wir fühlen uns geehrt. Offenbar meint er aber gar nicht die Neuen Atheisten, sondern einfach sämtliche Evolutionsbiologen, die zugleich Atheisten sind – also fast alle!

„Nach katholisch-wissenschaftlicher Theo logie [sic!] gebe es keinen Gegensatz zwischen Evolution und Schöpfung“, sagt er weiter. Erstens ist entweder etwas katholisch, oder es ist wissenschaftlich. Zweitens wird etwas nicht dadurch wahr, dass man sagt, es wäre wahr. Dies belegt seine nächste Aussage: „Evolution setze Schöpfung voraus.“ Nein, das tut sie nicht, wie im Beitrag Leben erschafft sich selbst im Labor deutlich aufgezeigt wird.

Immerhin leistet der Herr Bischof echte Forschungsbeiträge:
„Weniger bekannt sei aber noch, dass sich durch die vollständige Entschlüsselung der menschlichen Gene und der anderer Spezies in der Biologie ‚eine Revolution des Denkens‘ vollziehe. Fürst: ‚Lange gepflegte darwinistische Dogmen erweisen sich als unhaltbar.‘“

Echt? Alter Schwede. Die Wissenschaft geht eigentlich davon aus, dass die Entschlüsselung der Gene des Menschen und anderer Arten die Evolution auf geradezu verblüffende Weise bestätigt. An Dogmen glauben Wissenschaftler sowieso nicht, aber wenn sich hier etwas Fundamentales als falsch erwiesen haben sollte, so möge der Bischof das näher ausführen und er bekommt mindestens einen Nobelpreis dafür. Macht er aber nicht. Stattdessen setzt er noch einen drauf: „Wenn Atheismus das Darwin‘sche Gesetz, dass sich der Stärkere durchsetzt, anwendet, entstehe Sozial- oder Wirtschaftsdarwinismus.“

Mit anderen Worten: „Wenn der fehlende Glaube an Gott das Darwin'sche Gesetz, dass der am besten an die Umwelt Angepasste die meisten fruchtbaren Nachkommen erzeugt, anwendet, dann entsteht eine Gesellschaft, die Schwache und Kranke ausmerzt.“

Ah ja...