Soziobiologie | 30.03.2009

Sind Frauen zur Religion verdammt?

Eine evolutionäre Perspektive von R. Elisabeth Cornwell, PhD

 

Während Hominidengehirne in Größe und Komplexität wuchsen, so tat das auch die Notwendigkeit für eine verlängerte Kindheit, eine später einsetzende Fortpflanzung und eine verlängerte Lebenserwartung. Die Verletzlichkeit von Säuglingen und Kindern hätte unsere weiblichen Vorfahren dazu genötigt, sich Partner auszusuchen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit bei der Aufzucht anwesend sind; außerdem hätten sie stärker auf die Unterstützung der Gruppe gesetzt. Frauen hätten sich auf weibliche Verwandte verlassen, die emotionale und praktische Unterstützung bieten. Männer innerhalb der Gruppe hätten Eiweiße und eine Verteidigung gegen angreifende Männer bereitgestellt. Die Gruppe war nicht nur für das Überleben einer individuellen Frau entscheidend, sondern sie war, umso wichtiger, entscheidend für das Überleben ihrer Nachkommen. Mit anderen Worten: Für die Zukunft ihrer Gene.

Bedenken wir das alles, verstehen wir allmählich, warum es so wichtig ist für Frauen, in ihre soziale Gruppe hineinzupassen. Ausschluss hätte Aussterben bedeutet, weil solche Frauen, die nicht in Übereinstimmung mit anderen Mitgliedern ihrer Gruppe leben konnten, weniger oder keine Nachkommen gehabt hätten. Also wirkte der evolutionäre Druck, der die Notwendigkeit, in Harmonie mit der Gruppe zu leben, geformt hat, stärker auf Frauen, als auf Männer. Das soll nicht bedeuten, dass es keinen evolutionären Druck auf Männer gegeben hätte, sich der Gruppe anzugleichen – den gab es in der Tat. Allerdings hätten Männer, die riskierten, den Status Quo zu hinterfragen und dies mit Erfolg taten, einen Vorteil bei ihrem eigenen Fortpflanzungserfolg gewonnen. Frauen, die das selbe versuchten, hätten das nicht.

Bevor wir weitermachen, muss ich noch ein recht offensichtliches, aber extrem wichtiges Element der männlich/weiblich-Unterschiede ansprechen: Ungleicher Fortpflanzungserfolg. Das bedeutet einfach nur, dass Männer in der Lage sind, viel mehr Nachkommen zu erzeugen als Frauen. Der Fortpflanzungserfolg des durchschnittlichen Männchens entspricht dem des durchschnittlichen Weibchens. Aber das erfolgreichste Männchen ist viel erfolgreicher als das am wenigsten erfolgreiche Männchen und als irgendein Weibchen. Männer können sich Harems halten (was bedeutet, dass sich einige Männchen nie fortpflanzen). Weibchen können sich keine Harems halten – oder zumindest wäre es sinnlos für sie, das zu tun. Sperma ist billig, Gebärmütter sind teuer und Schwangerschaft ist zeitaufwändig.

Frauen können nur eine bestimmte Anzahl an Nachkommen gebären, während Männer tausende Säuglinge zeugen könnten, wenn sie nur willige Partner fänden. Während Frauen also zwischen 0 und 5 Nachkommen haben, können Männer zwischen 0 und zweistellige Zahlen (und darüber hinaus!) in die Welt setzen. Dieser einfache Fakt macht es für Männer sehr viel vorteilhafter, alles zu riskieren, darunter sozialen Ausschluss und Tod, wenn es eine Chance für sie gibt, sexuellen Zugriff auf eine große Anzahl von Frauen zu erhalten. Frauen gewinnen allerdings sehr wenig, wenn sie alles riskieren, da sie ihre Fähigkeit, mehr Nachkommen zu bekommen, nicht dadurch erhöhen können, mehr Sexualpartner zu haben. Frauen wären also unter viel größerem evolutionären Druck gestanden, „auf Nummer sicher zu gehen“ und beim Status Quo zu verharren. Lass den Mann das Risiko eingehen und wenn er Erfolg hat, dann wähle ihn als Sexualpartner.