Soziobiologie | 30.03.2009

Sind Frauen zur Religion verdammt?

Eine evolutionäre Perspektive von R. Elisabeth Cornwell, PhD


Religion und Verwandtschaft

Religion erzeugt eine Verwandtschaftsillusion und Verwandtschaft ist entscheidend für den Fortpflanzungserfolg einer Frau. Selbst heute vermeiden alleinerziehende Mütter (und Väter), die Unterstützung durch die Familie erhalten, viele der Tücken, die alleinerziehende Elternteile ohne Unterstützung ertragen müssen. Familiäre Hilfe senkt den Stresslevel durch emotionalen Beistand, wie auch durch praktischen Beistand und sie wäre die letzten 100 000 Jahre ein kritischer Faktor gewesen, um ein Kind aufzuziehen, bis es das fortpflanzungfähige Alter erreicht.

Die Soforthilfegruppe, die religiöse Einrichtungen anbieten, bleibt bis heute bestehen. Kirchen, Synagogen, Tempeln, Moscheen bieten direkte weibliche Fiktiv-Verwandtschaft (vermutete Familie). Ein Kind aufzuziehen ist mit oder ohne Partner eine schwierige und beängstigende Aufgabe. Frauen, vor allem frische Mütter, wenden sich für Ratschläge, Ermutigung und Unterstützung an andere Frauen. Gewiss würden Frauen, die eine religiöse Erziehung hinter sich haben, mit höherer Wahrscheinlichkeit von diesen intimen sozialen Beziehungen mit anderen Frauen abhängig. Diese zwischenmenschliche Abhängigkeit macht sich tiefgehende psychologische Bedürfnisse zu Nutze und von diesen ausgeschlossen zu werden, würde eine sehr urtümliche Furchtreaktion auslösen.

Damit Frauen die Religion und ihre Sicherheiten aufgeben, muss etwas Greifbares da sein, um die Unterstützung, die sie anbietet, zu ersetzen. Das gilt vor allem für kleine und/oder insulare Gemeinschaften, wo man riskiert, von Familie und Freunden ausgestoßen zu werden. Und in einigen Teilen der Welt würde die Abwendung vom Glauben die Todesstrafe nach sich ziehen, welche von Familienmitgliedern zu vollstrecken ist. Frauen haben traditionell die stärkste Familienbindung im Vergleich zu Männern. Diese Bindung aufzubrechen wird also schwerer und psychologisch schmerzhafter sein. Obgleich niemand eine Studie spezifisch über Atheismus und Frauen angefertigt hat, kann man leicht erraten, dass diejenigen Frauen, die in traditionelleren religiösen Elternhäusern aufgewachsen sind, in denen Familie und Religion eng verbunden waren, mit größter Wahrscheinlichkeit Ablehnung und Isolation befürchten, sollten sie ihren Mangel an Glauben bekanntgeben. Einigen gelingt der Ausstieg, aber nicht ohne beachtenswerte Verluste. Ayaan Hirsi Alis Buch Mein Leben, meine Freiheit zeigt die Stärke und den Mut, den man braucht, um seinen Glauben und seine Familie hinter sich zu lassen. Die Psychologin Jill Myton enthüllt nicht nur ihren eigenen Kampf gegen religiöse Indoktrination, sondern sie dokumentiert auch den Kampf von anderen, die einen der verschlossensten und ausschließensten religiösen Kulte im Westen verlassen haben (siehe Interview).

Menschen haben die Fähigkeit, große Stärke, Integrität und großen Mut zu zeigen. Manchmal benötigen wir nur einen kleinen Schubs, um die Ideen und lange gehegten Glaubenssätze, die uns lieb und teuer sind, zu hinterfragen. Es ist bedrohlich, nicht nur unseren eigenen Glauben, sondern auch den unserer Familie und Freunde zu hinterfragen. Wir fühlen uns auch mit Falschheiten auf der sicheren Seite, so lange andere dasselbe glauben. Damit Frauen die archaischen Falschheiten der Religion hinter sich lassen, muss man Dialoge öffnen und unsere intimsten Ängste müssen ans Licht treten. Frauen können die Tyrannei der Religion verlassen, aber das erfordert Mut – die selbe Art von Mut, die Frauen das Wahlrecht brachte, das Recht zu arbeiten und das Recht, ihr eigenes Schicksal selbst zu bestimmen.

R. Elisabeth Cornwell

Übersetzung: AM

Quellesuicidegirls.com


(1) Quellen:

1. The Harris Poll: The Religious and Other Beliefs of Americans 2003.
2. Argyle & Beit-Hallahmi (1975). The social psychology of religion. London: Routledge and Kegan Paul.
3. Francis & Wilcox (1996) Religion and Gender Orientation. Personality and Individual Differences, 20, 119-121.

(2) Andere Säugetiere weisen keine übertriebene Brustentwicklung auf und sie ist nicht notwendig für das Stillen.

(3) Eine Meta-Analyse von Prof. Richard Lynn aus dem Jahre 2004 ergab, dass Männer im Schnitt fünf IQ-Punkte intelligenter sind als Frauen. Da Religiosität mit Intelligenz negativ korreliert, könnte das Teil der Erklärung für den Umstand sein, dass Frauen religiöser sind als Männer. Dafür sind Frauen den Männern bei Kurzzeit- und Mittelzeitgedächtnis überlegen, was ebenfalls Prof. Lynn herausgefunden hat. Die Vorurteile des 19. Jahrhunderts gingen über solche minimalen Unterschiede meilenweit hinaus. Ohnehin kann aus Unterschieden kein Recht auf Diskriminierung abgeleitet werden. (Anm. des Übers.)