Presseschau | 20.05.2011

Sex, Macht und Evolutionsbiologie

Darwin-Jahr Bild

Warum ist es möglicherweise keine gute Idee, Botox zu verwenden? Wie können Roboter Altruismus lernen und woher stammt eigentlich unsere Sprache? Außerdem geht es um den Zusammenhang zwischen Sex und Macht und um die Bedeutung kooperativen Verhaltens. Voila, die neue Presseschau.

Gift fürs Gesicht

Attraktivität hat zweifellose eine große evolutionsbiologische Bedeutung. Attraktive Menschen sind oftmals in vielen Lebensbereichen erfolgreiche als weniger „schöne Menschen“, nicht zuletzt bei der Partnerwahl. Doch mitunter treibt der Wunsch nach Schönheit seltsame Blüten. So trat in den letzten Jahren das Nervengift Botox seinen Siegeszug an und wurde zum Kultprodukt bei alternden Frauen, die damit den Alterungsprozess aufhalten wollten. Das Problem bei der Anwendung des Giftes ist jedoch, dass es die Gesichtsmuskeln lähmt, so dass die Mimik der mit Botox behandelten Frauen beeinträchtigt wird. Wie nun web.de in einem Artikel berichtet, kann das mitunter sehr unangenehme Folgen haben. So haben zwei amerikanische Wissenschaftler nun durch Forschungen festgestellt, dass Botox einsam machen könnte, da das Gegenüber die Mimik nicht mehr verstehen kann. 

Roboter legen altruistisches Verhalten an den Tag

Früher galt Altruismus vor allem als menschliches Verhalten. In den letzten Jahren jedoch rückte auch das altruistische Verhalten bei Tieren immer mehr in den Fokus von Naturforschern. So veröffentlichte der bekannte Primatologe Frans de Waal erst kürzlich ein sehr lesenswertes Buch zur Empathiefähigkeit von Tieren. Was der Spiegel Autor Hristio Boytchev jetzt jedoch ausgegraben hat, erschüttert erneut unser Bild von der Einmaligkeit der „Menschlichkeit“. Denn auch Roboter können altruistisches Verhalten an den Tag legen und zwar dann, wenn sie in einem der Evolution nachempfundenen Prozess lernen, dass Zusammenarbeit sich lohnt.

Herkunft der Sprachen

Gemäß der Bibel ist die Erklärung für die vielen verschiedenen Sprachen, die wir auf der Erde sprechen ganz einfach Als Strafe dafür, dass die Menschen einen Turm bauen wollten, der bis in den Himmel ragen sollte, bestrafte sie Gott mit der Sprachenverwirrung und die Menschen konnten sich fortan nicht mehr untereinander verstehen. Mit der Realität hat dieser Mythos natürlich nichts zu tun. Vielmehr gibt es viele verschiedene Theorien, die sich mit der Entwicklung der Sprache beschäftigen. Der Spiegel berichtet nun über eine neue Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Sprache in Afrika entstand und wir demnach auch alle ein wenig „Afrikanisch“ sprechen. Unumstritten ist diese These allerdings keineswegs.

Kooperation als Schlüssel zum Erfolg

In der Wiener Zeitung ist ein Interview mit dem Biomathematiker Martin Nowak erschienen. Darin geht es einmal mehr um die Frage nach den entscheidenden Evolutionsmechanismen. Nowak betont im Interview vor allem, dass die„Fittesten“ im Sinne von Darwins Theorie des Überlebens der Bestangepassten vor allem diejenigen seien, die besonders gut kooperieren. Demnach ist laut Nowak auch der Altruismus von entscheidender Bedeutung und er setzt ihn sogar mit Kooperation gleich. Zu Widerspruch reizen jedoch andere Aspekte des Interviews, so ist seine Einschätzung von Mutter Theresa als selbstloser Person sicher falsch. Hatte die gute Dame doch vor allem ihr eigenes Wohlergehen im Jenseits im Blick. Befremdlich ist aber auch sein Beharren auf einem Austausch zwischen Religion und Wissenschaft. Wissenschaft müsse neutral sein, sondern sonst verwandle man Wissenschaft in Religion.

Sex, Macht und die Evolutionsbiologie

Angesichts der zahlreichen Sexskandale mächtiger Politiker in der letzten Zeit, rückt einmal mehr die Frage nach der Beziehung zwischen Macht und Sexualität in den Fokus. Der Evolutionsbiologe und gbs-Beiratsmitglied Ulrich Kutschera hat nun dem Focus ein überaus lesenswertes Interview zu diesem Thema gegeben. Er macht darin sehr deutlich, dass auch im Tierreich ein solcher Zusammenhang besteht. So haben bei den Schimpansen etwa die Rudelführer die höchsten Fortpflanzungschancen. Tatsächlich lässt sich dieses Verhalten nach Ansicht des renommierten Evolutionsbiologen auch auf Menschen übertragen.