Presseschau | 20.03.2010

Warum Rente mit 65? Warum nicht mit 70 oder 80 oder gar nicht? Eine ganze Reihe an Studien zeigen nämlich auf, dass der Ruhestand das Risiko für kognitiven Verfall erheblich steigert. In der RANT-Studie über „Mental Retirement“ heißt es zum Beispiel: „Wir haben herausgefunden, dass frühe Pensionierung einen signifikant negativen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten von Menschen in ihren frühen 60ern hat, der sowohl quantitativ relevant und kausal ist.“ Auch das Risiko, an einem Herzinfarkt oder Krebs zu sterben, steigt durch den Ruhestand erheblich an. Dies liegt an der veränderten Lebensführung, die den Metabolismus schädigt. Man bemüht sich nicht mehr, hängt nur faul herum und der Körper reagiert entsprechend.
Aber keine Panik: Ein nachgewiesenermaßen wirksames Rezept gegen Altersprobleme lautet: Lebe, als wärest du jung. Denke, du wärest du jung. Und dann bleibst du auch jung. Geistige Fitness erreicht man auch im Alter, indem man sich kritisch mit anderen Meinungen auseinandersetzt und nicht immer nur mit Leuten verkehrt, die einem zustimmen. Die Midlife-Crisis kann man übrigens auch vermeiden durch positives Denken und einen optimistischen Blick in die Zukunft (die ein entsprechendes Verhalten nach sich ziehen). Wenn man also denkt: „Ich werde nicht alt“, dann wird man nicht alt.
Klingt fragwürdig, aber die biologische Erklärung, wie sie in den hier verlinkten Studien dargestellt wird, ist trivial: Das Denken beeinflusst das Verhalten. Wer noch viel von seinem Leben erwartet, der vermeidet mit höherer Wahrscheinlichkeit schlechte Angewohnheiten wie Rauchen, Trinken, mangelnde Bewegung und geistigen Stillstand. Nichts Magisches daran. Wer sich Zeit seines Lebens heroisch allen Herausforderungen stellt, stirbt nach einem langen, zufriedenen Leben voller Energie und Heldentaten als vom Alter unbezwungener Hercules.
Der Philosoph Russel Blackford setzt sich in diesem Artikel kritisch mit dem neuesten Beitrag von Michael Ruse auseinander, in dem er Philosophie und Moral als bloße Epiphenomene darstellt (siehe auch meine Kritik). „Wir sind nicht die Sklaven der Evolution“, betont Blackford, obgleich er unsere natürlichen Verhaltenstendenzen anerkennt: „Also mag unsere evolvierte Psychologie dem Grenzen setzen, was realweltliche Moralsysteme realistischerweise von Menschen verlangen können und dabei vielleicht die extremeren Ambitionen von Konservativen und Liberalen gleichermaßen bezwingen. Es ist vielleicht nicht realistisch, von uns gegenseitig zu verlangen, dass wir entweder so selbstverleugnend sind, wie Moralkonservative es zu fordern scheinen, noch so altruistisch, wie es Liberale offenbar möchten.“
Wir brauchen auf jeden Fall die Erkenntnisse der evolutionären Psychologie nicht zu fürchten: „Falls dies zu einer Abschwächung extremer politischer Erwartungen führt und zu einigen vernunftbasierten Korrekturen traditioneller Moralität, dann sollten wir es willkommen heißen.“
Menschen werden von einer ausgleichenden Ethik geleitet. Tun sie etwas Gutes, glauben sie, das gäbe ihnen das Recht, es mit schlechten Taten wieder auszugleichen. Wer schon laut Definition gut ist, zum Beispiel ein katholischer Priester, der kann das ruhigen Gewissens wettmachen durch den Missbrauch von ein paar Kindern. Und wer die Natur rettet, indem er Bio-Produkte kauft, kann es sich leisten, dass er stiehlt und betrügt. Das tun Bio-Konsumenten laut einer neuen Studie nämlich häufiger als die Vergleichsgruppe, nachdem sie Bio-Produkte gekauft hatten. Man sollte sich bewusst machen, dass es zur eigenen Zufriedenheit beiträgt, immer gut zu handeln und nicht dem Ausgleichs-Instinkt nachzugeben. Dafür muss man sein eigenes Verhalten stets infrage stellen. Außerdem ist Bio-Food sowieso nicht besser als normales Essen (obgleich die Tiere offenbar besser gehalten werden).
Säuglinge können von Natur aus tanzen
In einer britischen Studie hat man herausgefunden, dass bereits Säuglinge ihre Bewegungen nach dem Takt von Musik synchronisieren können und ihnen das offenbar gut gefällt, weil sie häufig dabei lachen.