Kommentar | 12.01.2010

Schöpfung contra Evolution: Auseinandersetzung, die keine mehr ist!

 

Biblisches WeltbildKlar ist jedenfalls, dass in Luxemburg der Glaube an „Gott“ als Schöpfer der Welt bei der Bevölkerung immer geringer wird, wie folgende Zahlen belegen. Eine im Jahr 2006 von Jon Miller und Kollegen in der Fachzeitschrift Science veröffentlichen Studie (4) untersuchte, wie die Bevölkerung von 34 Ländern, darunter Luxemburg, die Evolution sieht: als richtig, falsch, oder unsicher. Luxemburg platzierte sich im oberen Mittelfeld auf dem 14. Rang: mit etwa 70% der 518 Befragten ist die große Mehrheit der Luxemburger für Vernunft und akzeptiert die Evolution als das was sie ist, nämlich wissenschaftlicher Fakt. Rund 25% lehnten sie ab. Im Rahmen des Darwin-Jahres 2009 führte das Internetportal mayago.lu im Monat November eine Umfrage durch (5), mit folgendem Resultat: 80% der 289 Teilnehmer gaben Darwin Recht, 4% beschäftigten sich nicht mit dem Thema, und nur 16% glaubten noch an einen „Gott“ als Schöpfer der Welt. Ist dies der Grund, warum die Zeitung der katholischen Kirche Luxemburgs das ganze Jahr 2009 über keinen einzigen von Biologen geschriebenen Artikel betreffend die Evolution veröffentlichte?

Die Gesellschaft muss mit Aufklärung sowie Vermittlung von Wissen und Wissenschaft, vor allem in Schulen, gegenhalten. Dass Bildung ihren Teil dazu tun kann, beweisen z.B. die Studien, die von Ditmar Graf an der Universität Dortmund durchgeführt wurden und aufzeigen, dass mit fortschreitender Bildung der Prozentsatz der Gläubigen schrumpft (6). In diesem Sinn wurde kürzlich in Großbritannien entschieden, die Evolution bereits im Primärschulunterricht einzuführen (7). In Luxemburg konnte man sich in der rezenten Reform des Schulsystems nicht dazu durchringen. Auch in Luxemburg wäre es aber angebracht und notwendig einen wissenschaftlich fundierten Unterricht zum Thema Evolution und Evolutionstheorie in allen Schulstufen (école fondamentale und Sekundarunterricht) durchzuführen.

Wir wollen jedoch nicht abschließen, ohne Georges Hellinghausen in einem Punkt Recht zu geben: es gibt in der Tat keine Auseinandersetzung mehr zwischen Schöpfung und Evolution. Evolution ist bewiesener Fakt, welchen Darwin mit seiner Evolutionstheorie erklärte; göttliche Schöpfung dagegen bleibt wohl für immer Fiktion.

1 Richard, A. Evolutive Schöpfung. Luxemburger Wort vom 5. Januar 2009.
2 Kelsen, S. Keine Kreationismus- und Intelligent-Design-Lehre and Luxemburger Schulen. Tageblatt vom 23. Januar 2009.
3 Hellinghausen, G. Kirche contra Darwin? Luxemburger Wort vom 18. Februar 2009.
4 Miller, J., Scott, E.C. & Okamoto, S. Public acceptance of evolution. Science 313: 765-766 (2006).
5 http://mayago.lu/de/t/17945
6 Graf, D. Auferstehung des Schöpfungsglaubens-Kreationismus in Europa. In: Wohin brachte uns Charles Darwin? (Hrsg. Wuketits, F.) (2009).
7 http://www.guardian.co.uk/education/2009/nov/08/evolution-primary-school-curriculum-education