Kommentar | 12.01.2010
Als Charles Darwin vor 150 Jahren sein berühmtes Buch „Von der Entstehung der Arten“ veröffentliche und hier den Menschen mit einschloss (wenn auch nur kurz), wehrten sich vor allem Vertreter von Religionen gegen diese Sichtweise, gegen die Evolution als solches und gegen die Evolutionstheorie, die darlegt, wie sich aus einfachem komplexes Leben entwickelt hat.
Von den Biologen Serge Kelsen & Laurent Schley
Doch wie funktioniert Evolution? Im Erbmaterial, der DNA, finden bei der Bildung der Keimzellen zufällige Veränderungen statt, die man Mutationen nennt, und die zu einer hohen genetischen Variabilität führen. Durch natürliche Selektion, d.h. die nicht zufällige natürliche Auslese innerhalb der variablen Nachkommen, überleben die Individuen die am besten mit den lokalen Lebensbedingungen zurechtkommen und geben so ihr Erbmaterial an die nachfolgende Generation weiter. Über viele – oft tausende und zehntausende – Generationen, also langsam und graduell, verändern sich so die Arten und es entstehen Neue. Diese Veränderungen oder besser Anpassungen an die jeweils vorherrschenden Lebensbedingungen, sind nicht zielgerichtet.
Wie aber sehen die luxemburgische Gesellschaft und die bei uns bestimmende katholische Kirche diese Theorie heute? Einen Leitartikel zu diesem Thema in der Zeitung der katholischen Kirche Luxemburgs (1), in dem sich der Autor für Intelligent Design einsetzt, eine gefährliche verkappte Form von radikalem Kreationismus, lassen wir hier einmal außen vor: auf diese Peinlichkeit wurde bereits ausführlich reagiert (2). Wir haben uns aber erlaubt, den wichtigsten Artikel derselben Zeitung zum Darwinjahr kurz zu untersuchen; Autor war Georges Hellinghausen, Direktor des Grand Séminaire in Luxemburg (3).
Hellinghausen machte sich die Sache in seinem Artikel recht einfach: passt ihm eine Aussage der Evolutionstheorie zur Evolution nicht, so stellt er süffisant fest, dass die Wissenschaft hier Kompetenzüberschreitung betreibt. Des Weiteren erwähnt er den nicht zufälligen Charakter der natürlichen Selektion gar nicht und setzt Evolution fälschlicherweise einzig und allein mit Zufall gleich, und dies gleich mehrfach. Immer noch sieht Hellinghausen den Menschen als Zentrum der Schöpfung, was er eindeutig nicht ist. Warum also all diese Falschaussagen? Hat der Autor die Prinzipien der Evolution nicht verstanden, oder handelt es sich um bewusste Täuschung der Leserschaft seiner Zeitung?