Presseschau | 06.05.2011

Schönheit und Evolution

Darwin-Jahr Bild

In der neuen Presseschau geht es um fragwürdige Intelligenztests, aggressive Ameisen und die menschliche Schönheit. Außerdem erfahren wir, dass auch Menschenaffen depressiv werden können.

Fragwürdige Intelligenztests

Intelligentest sind seit jeher umstritten. Während vor allem amerikanische Psychologen von diesem Instrument überzeugt sind, wurde aber auch immer wieder deren Sinn hinterfragt. Heftige Auseinandersetzungen gab es vor allem immer dann, wenn Intelligenzforscher belegt haben wollten, dass es Intelligenzunterschiede zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen gäbe. Tatsächlich sind solche Ergebnisse fragwürdig, denn Kritiker bemängeln immer wieder, dass es keine kulturunabhängigen Tests gibt. Wie nun die BBC berichtet haben Forscher von der Universität Pennsylvania nun herausgefunden, dass ein hoher IQ-Wert auch eine hohe Motivation voraussetzt. Dies ist auch naheliegend, denn wer keine Lust hat einen solchen Test zu absolvieren, der wird folgerichtig auch schlecht abschneiden. Dies muss also berücksichtigt werden, vor allem wenn man kulturübergreifend IQ-Werte vergleichen möchte. Ansonsten misst man möglicherweise nur die unterschiedliche Motivation, an solchen Tests mitzuwirken.

Aggressive Ameisen

Die aggressive Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) entwickelt sich in den USA immer mehr zum Problem. Die ursprünglich aus Südamerika stammende Ameisenart wurde laut dem Bericht der Frankfurter Rundschau vermutlich durch Schiffe in den Süden der Vereinigten Staaten eingeschleppt und seitdem verbreitet sie sich in rasantem Tempo. Das Problem dabei ist, dass die Rote Feuerameise sich extrem aggressiv verhält und auch Menschen und Tieren gefährlich werden kann. Auch haben sie es bereits fast geschafft, ehemals heimische Varianten der Feuerameise auszurotten. Für Menschen sind die Ameisen übrigens vor allem deshalb gefährlich, da ihr Gift allergische Reaktionen hervorrufen kann. Aber die Ameise ist nicht nur für Allergiker ein Problem. Stört man etwa versehentlich eine Kolonie auf, dann kann es passieren, dass sich Hunderte von Ameisen auf einen stürzen. Die Folgen können dann "Verbrennungen" und lebensgefährliche Schockreaktionen sein. Es ist also kein Wunder, dass man nun in den USA versucht, den Ameisen Einhalt zu gebieten.

Homo depressivus

Psychische Erkrankungen nehmen in Deutschland ständig zu. Gerade auch Depressionen gelten inzwischen als Volkskrankheit. Doch mit solchen Beschwerden sind wir offenbar nicht allein. Auch unsere nächsten Verwandten die Schimpansen sind vor psychischen Erkrankungen offenbar nicht gefeit. Dieser Auffassung ist jedenfalls gbs Beiratsmitglied Martin Brüne, was in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung nachzulesen ist. Brüne vertritt darin außerdem auch die Auffassung, dass unsere Psyche nicht für moderne Gesellschaften geschaffen ist. So gäb es etwa Hinweise darauf, dass die Größe des sozialen Umfelds und die Vielzahl der Kontakte mit Fremden manche Menschen überfordere. Das ganze Interview umfasst natürlich noch mehr interessante Aspekte und sei hiermit als Lektüre empfohlen.

Evolution und menschliche Schönheit

Gerne reden wir uns ein, dass es vor allem die inneren Werte sind, die bei einer Partnerwahl zählen. Wissenschaftliche Studien deuten jedoch insgesamt in eine andere Richtung. Auf profil.at geht jedenfalls Bert Ehgartner der spannenden Frage nach, welchen Sinn Schönheit denn überhaupt evolutionär macht. Um diese Frage zu beantworten, hat er eine ganze Reihe von Studien ausgewertet und ausgewiesene Spezialisten wie Michael Cunningham, Psychologe der University of Loisville, den Biologen Josef H. Reichhold und den Anthropologen Karl Grammer befragt. Herausgekommen ist ein lesenswerter Artikel, der erläutert, dass Schönheit sehr wohl eine große Rolle bei der Partnerwahl spielt. So sind es laut Grammer vor allem die Männer, für die das Äußere eine große Rolle spielt. Frauen dagegen würden bei dauerhaften Partnern eher auf Status und Charakter achten. Begründet wird dies mit höherer Verlässlichkeit und mit dem Bedürfnis nach sozialer Sicherheit. Das Schönheitsideal unterdessen ist allerdings nicht unveränderlich, sondern durchaus auch kulturell abhängig. So wird in dem Artikel darauf verweisen, dass einst Marilyn Monroe als Sexsymbol galt. Nach heutigen Maßstäben dagegen wäre sie wohl eher ein Moppelchen.