Rezension | 14.01.2013

Das schnelle und das langsame Denken

Darwin-Jahr Bild

Daniel Kahneman wurde 1934 in Tel-Aviv geboren und gilt als einer der weltweit einflussreichsten Psychologen. 2002 erhielt er zudem den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Neue Erwartungstheorie. In seinem neuen Buch Schnelles Denken, langsames Denken geht es hingegen nur am Rande um Wirtschaft. Hauptthema des Buches ist unsere Art zu denken. Hier hat Kahnemann zwei verschiedene Systeme ausgemacht, Beim System 1 handelt es sich um das schnelle Denken, was dadurch gekennzeichnet ist, dass es quasi automatisch abläuft, wir aber dann zu oft zu intuitiv und fehleranfällig entscheiden. System 2 dagegen, das langsame Denken ist aufwändiger und anstrengender. Daher vermeiden wir Menschen mitunter langsame und gut überlegte Entscheidungsprozesse. 

Damit die beiden Systeme verständlich werden, unterfüttert Kahnemann seine Analyse mit zahlreichen Beispielen aus dem Alltag und verweist auf wissenschaftliche Studien. Dabei ist es sehr interessant zu sehen, wie doch häufig reine Bauchentscheidung getroffen werden, die zu suboptimalen Ergebnissen führen. Das gilt gerade auch für den Bereich der Wirtschaft, weshalb das Buch auch dazu taugt, das Märchen von den rationalen Märkten, bzw., dem immer rational agierenden Homo öconomicus zu widerlegen. 

Tatsächlich beunruhigt das Buch auch in gewisser Weise. Denn es ist schon beängstigend, welch irrationale Entscheidungen aus einer gewissen Denkfaulheit erwachsen können. So ist es fast nicht zu glauben, dass es möglich ist, in einem Film einen Gorilla zu übersehen, der klar sichtbar durch ein Bild springt und zwar nur deshalb, weil die Aufgabe lautete, dass man sich auf etwas anderes im Film konzentrieren sollte. So ähnlich arbeiten natürlich auch Zauberer, um uns bzw. um unser Gehirn hinters Licht zu führen. Aber immerhin gibt es Hoffnung. Denn wen man sich den Schwächen unseres Denkens bewusst ist, dann kann man auch gegensteuern. Hierzu findet man im Buch wertvolle Hinweise. 

Fazit: Daniel Kahneman hat mit  Schnelles Denken, langsames Denken ein trotz seiner Umfangs von über 600 Seiten kurzweiliges Buch geschrieben, das zeigt, wie anfällig unser Denken und die darauf folgenden Entscheidungen sein können. Das Buch eignet sich dabei sowohl für Wissenschaftslaien als auch für Fachpublikum. Ob das Buch jedoch ein Großereignis ist, wie Steven Pinker es beschrieb, muss der Leser selbst entscheiden. 

 

Einje Besprechung von Frank Welker zum Buch von Daniel Kahnemann: Schnelles Denken, langsames Denken