Pioniere der Evolution | 04.11.2011

Peter Kropotkin - Ein Leben für die Naturwissenschaft und die Gerechtigkeit

Darwin-Jahr Bild

1842 erblickte in Moskau Peter Kropotkin das Licht der Welt. Zunächst schien sein Leben vorbestimmt zu sein. Als Sohn eines reichen Adligen, der über ein großes Vermögen und zahlreiche Ländereien verfügte, hätte er das vergleichsweise unbeschwerte Leben eines Adligen führen können. Doch Kropotkins Leben sollte gänzlich anders verlaufen. Zwar schlug er zunächst noch den für Adlige typischen Weg einer militärischen Karriere ein. Doch schon bald erkannte er, dass sein eigentliches Interesse der Liebe zur Natur und seinem Forschertrieb galt.

So betrieb er bereits während seiner Zeit als Offizier geographische und zoologische Studien und widmete sich der Erforschung der Natur. Folgerichtig studierte er nach seiner Rückkehr nach St. Petersburg 1867 dann auch Mathematik  und wurde zeitgleich Sekretär der Sektion für physische Geographie in der Russischen Geographischen Gesellschaft. Als er jedoch befördert werden sollte, lehnte er dies ab. Das Elend der russischen Bevölkerung ließ ihn nicht ruhen und er beschloss, dagegen etwas zu unternehmen.

1872 schloss sich Kopotkin zunächst der Genfer Sektion de Sozialistischen Internationalen und dann der libertären Juraföderation in Neuchatel an, wo er schließlich zu anarchistischen Überzeugungen gelangte. Als er dann nach Russland zurückkehrte, wurde er beim nihilistischen Tschaikowski Kreis aktiv und beteiligte sich intensiv an anarchistischen Verlautbarungen. Sein politisches Engagement blieb für ihn allerdings nicht ohne Folgen. 1874 wurde er verhaftet, konnte aber nach zwei Jahren Haft fliehen. Nach mehreren unterschiedlichen Stationen zog er letztlich 1878 in die Schweiz, wo er als Journalist und Schriftsteller arbeitete. Nachdem jedoch auf den russischen Zaren Alexander II, ein Attentat verübt worden war, wurde Kropotkin von der Schweiz auf Druck Russlands ausgewiesen und dann in Frankreich zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Als er dann nach drei Jahren aus der Haft entlassen wurde, ging er 1886 nach London. Dort verfasste er auch seine einflussreichsten Bücher Die Eroberung des Brotes und die Gegenseitige Hilfe in der Tier und Menschenwelt.

1917 kehrte Kropotkin nach der russischen Revolution in sein Heimatland zurück. Dort wurde ihm der Posten des Bildungsministers in der Übergangsregierung Kerenskis offeriert, den er allerdings ablehnte. Die Machtergreifung durch die Bolschewiken sah Propotkin äußerst skeptisch und er kritisierte Lenins Politik heftig. Allein seine Beliebtheit im Volk schützte ihn davor, Opfer der russischen Repressionspolitik zu werden. Kropotkin starb schließlich am 8. Februar 1921. Zu seiner Beerdigung strömten zehntausende russischer Anarchisten. Es sollte der letzte Aufmarsch der anarchistischen Bewegung in der Sowjetunion sein. Viele von ihnen verloren im real existierenden Kommunismus ihr Leben in Stalins Gulags.

Wie bereits aus Kropotkins Lebenslauf ersichtlich, war er nicht nur ein politischer Aktivist, sondern auch immer Naturwissenschaftler. Als solcher hat er der Biologie ein einzigartiges Werk hinterlassen, das bis heute immense Bedeutung für die Erforschung der Evolution hat. Die Rede ist von seinem Werk Gegenseitige Hilfe. Kropotkin wendet sich darin schon früh gegen die Interpretation von  Darwins „survival of the fittest“ als Deutung des „Überlebens der Stärksten“.   Als Anarchist war es ihm zutiefst zu wieder, dass die Evolutionstheorie von gesellschaftlichen Kräften zur Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnisse  gedeutet wurde. Für Kropotkin ist es nämlich nicht allein die Konkurrenz, die unser Leben bestimmt. Vielmehr zeigt sich in der Natur , dass es auch Kooperation gibt und das diese ebenfalls zum Überleben notwenig ist. Kropotkin belegt seine Thesen im Buch anhand zahlreicher Beispiele aus der wissenschaftlichen Literatur und aus eigenen Forschungen, die er auf seinen zahlreichen Reisen gemacht hat, an. Das erstmal 1902 aufgelegte Werk ist tatsächlich auch heute noch mit großem Gewinn zu lesen. Erst letztes Jahr wurde es vom Trotzdem Verlag wieder neu aufgelegt und gbs Beirat Franz Wuketits hat ein würdiges Vorwort zu diesem Klassiker verfasst.