Presseschau | 15.05.2009

Ohrwürmer, finstere Biologen und der Missing Link

 

So viel zum Edlen Wilden

Südamerikanische Indigene namens „Waorani“ haben ständig Krieg geführt. 59% der Erwachsenen kamen gewaltsam zu Tode. Erst als ihnen zwei Frauen das Christentum lehrten, wurden sie friedlicher. Das dürfte dem Papst gefallen.


Theologe gegen „arrogante Abwehr des Kreationismus“

Es geht uns um die „kulturelle Deutungsmacht“, sagt der evangelische Theologe Dr. Friedrich Wilhelm Graf von der Universität München. Sonst würden wir ja nicht diese bösen Dinge über die Evolution erzählen. „Kreationismus sei zu verstehen als ein "religiöser Gegenentwurf zu einem Wissenschaftsglauben, der Professoren zu Propheten stilisiert und durch besseres Erkennen Lebenssinn gewinnen will'' “, zitiert man Graf bei den Evangelikalen von pro. Ferner: „ Anders als in Europa arbeiten in den USA eine ganze Reihe bedeutender Wissenschaftler für kreationistische Organisationen. Auch sind hier in den letzten zwanzig Jahren mehrere große Forschungsinstitute gegründet worden, allen voran das 'Institute for Creation Research and Answers in Genesis' in Seattle.“

Wenn man jede Müllhalte „Forschungsinsitut“ nennt, dann ist das „Institute for Creation Research“ ein Forschungsinstitut. So viel ist klar. Durch die Namensgebung wird ihre zentrale „Theorie“ mit der sprechenden Schlange und dem Gott, der sein eigener Sohn ist und der sich von einer antiken Besatzungsmacht umbringen lässt, um den Menschen die Sünde des Essens einer Frucht vor ein paar tausend Jahren zu vergeben, auch nicht überzeugender. Ein mit Doktortitel bedachter, vom Steuerzahler gut ausgestatteter Theologe an einer großen deutschen Universität verteidigt den Kreationismus... Na ja, die Meinung, die Zivilisation sollte besser untergehen, ist ja inzwischen ohnehin weit verbreitet.


Mathematik dank Gehirn-Recycling

Für Mathematik benutzt das Gehirn eine Region, die eigentlich für räumliche Bewegung zuständig ist und eine, die sich mit der Verschiebung der Aufmerksamkeit befasst. Ein Mathe-Areal gibt es nicht.


Was Menschen von Tieren unterscheidet

Obwohl die Grenze zwischen anderen Tieren und Menschen mit Darwin sehr viel kleiner geworden ist, gibt es doch noch relevante Unterschiede zwischen Menschen und dem Rest, darunter vor allem unsere Fähigkeit, „die von der Welt gelieferten Sinneseindrücke mittels eines symbolischen-relationalen Systems zu interpretieren“.


Evo-Devo

Die Vererbung erworbener Eigenschaften – scheint es doch zu geben. Allerdings verschwinden sie nach ein paar Generationen wieder und spielen in der Evolution keine Rolle.


Faulpelze leben länger

An Schnecken haben Forscher zeigen können, dass diejenigen von ihnen, die am wenigsten Energie verbrauchen, am längsten leben. Wer am langsamsten herumkriecht, hat also klare Vorteile (es sei denn, er will Fressfeinden entkommen, aber damit haben Schnecken ohnehin so ihre Probleme). Faulpelze haben es eben drauf.