Kreationismus | 23.12.2008

Neues aus dem Kreationisten-Urwald

Wussten Sie schon? Adam und Eva haben wirklich gelebt – genau wie die sprechende Schlange und Jonas Wal.

Evolution vs. Creationism von Eugene Scott

In unregelmäßigen Abständen berichten wir in dieser Artikelreihe über Neues und allgemein Wissenswertes über den Kreationismus, den biblischen Schöpfungsglauben in seiner wörtlich verstandenen Variante.

 

Eine Verschwörungstheorie biblischen Ausmaßes

Sie glauben, dass die Erde innerhalb von sechs 24-Stunden-Tagen erschaffen wurde. Für „Junge-Erde-Kreationisten“ ist unsere kleine Kugel (oder Scheibe) nicht älter als ein paar tausend Jahre. Zwar gibt es durchaus Unterschiede innerhalb des Kreationismus, aber alle Varianten stehen in grobem Widerspruch zu unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen.

 

Kreationismus in Deutschland

Laut fowid waren 2005 12,5% der Deutschen Anhänger des Kreationismus. Zum wörtlichen Schöpfungsmythos bekennen sich jeweils 15% der katholischen und der evangelischen Kirchenmitglieder. Dabei sind regelmäßige Kirchgänger erheblich öfter Anhänger kreationistischer Vorstellungen. Zudem kann man feststellen, dass Kreationismus und Intelligent Design vor allem Probleme der Alten Bundesländer sind. In den Neuen Bundesländern erkennen 82% der Bevölkerung die Evolutionstheorie vollends an, in den Alten Bundesländern sind es nur 56%. Dabei sind insgesamt häufiger Frauen als Männer Anhänger von Kreationismus und ID. Mit höherer Bildung sinkt die Sympathie für den Schöpfungsmythos.

 

Dinotopia?

Kreationisten erkennen für gewöhnlich die frühere Existenz von Dinosauriern an, allerdings meinen sie, dass diese im Gegensatz zur „Lehrmeinung“ keineswegs vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sind (ein paar Arten haben sich zu Vögeln weiter entwickelt) und dass Menschen erst viele Millionen Jahre später das Licht der Welt erblickten. Kreationisten sind vielmehr der Überzeugung, dass Menschen und Dinosaurier zur selben Zeit lebten und dass es die große Flut war, welche die Dinos ertränkte. Noah hat sie nämlich nicht auf seine Arche gerettet.

 

Die Evolutionstheorie – ein Werk des Teufels

Es ist problematisch, den Kreationismus isoliert von der ihn bedingenden Weltanschauung darzustellen. Kaum jemand glaubt einfach nur an den biblischen Schöpfungsmythos, ohne gleichzeitig ein christlicher Fundamentalist mit viel weitergehenden Vorstellungen zu sein, wie diese und jede Gesellschaft aussehen sollte. 

Für Kreationisten sind Anhänger der Evolutionsbiologie heimliche oder offene Vertreter einer Religion namens „Atheismus“ oder „Materialismus“. Diese Religion soll für praktisch alle Probleme unserer modernen Gesellschaft verantwortlich sein, von Alkoholmissbrauch über Straßenkriminalität bis hin zu Teenagerschwangerschaften. Nicht nur das: Sie ist ihrer Ansicht nach auch der ideologische Kern von totalitären Ideologien wie Stalinismus und Nationalsozialismus, die es ohne Evolutionstheorie den Kreationisten zufolge gar nicht gegeben hätte. Siehe dazu den kreationistischen Propagandafilm Expelled: No Intelligence Allowed, der die Evolutionstheorie direkt für den Holocaust verantwortlich macht.

 

Harry Potter sollst du nicht am Leben lassen

Dabei ist der christliche Fundamentalismus selbst eine totalitäre Ideologie, welche die Trennung von Staat und Kirche zu Gunsten einer Theokratie ablehnt. Eine Priesterklasse soll über die Welt herrschen und die Menschheit überwachen. Die extremste Ausprägung des christlichen Fundamentalismus fordert die strenge Befolgung aller mosaischen Gesetze und somit auch die öffentliche Steinigung ungehorsamer Kinder (5.Mose 21) und die Ermordung von „Zauberinnen“ (3. Mose 20,6), zu denen sie heute Esoteriker, sowie den fiktiven Zauberschüler Harry Potter (vgl. die Dokumentation Jesus Camp) zählen. Fantasie und Realität verschwimmen im christlichen Fundamentalismus zu einer untrennbaren Einheit.


AM