Presseschau | 28.01.2011

Kreationisten auf dem Vormarsch

Darwin-Jahr Bild

In der Türkei sollen Lehrer keine Evolution lehren, dafür bauen Kreationisten in den USA einen neuen Vergnügungspark. Das Deutschlandradio erinnert an einen Pionier der Evolutionstheorie und Michael Blume fragt sich, ob Religion vererbt wird. Vorhang auf für die Presseschau.

Türkei: Bitte keine Evolutionstheorie

Der Spiegel berichtet über einen interessanten Fall aus der Türkei. Dort hatte ein Lehrer auf die Frage eines Schülers, ob denn der Mensch vom Affen abstamme, geantwortet, indem er dem Filius die Evolutionstheorie erklärte. Daraufhin beschwerte sich dann die Mutter eines Jungen und der Lehrer wurde von der Schulbehörde verwarnt. Die Lehrergewerkschaft will sich aber nun gegen dieses Vorgehen wehren. Egal wie die Geschichte nun letztlich ausgehen wird, der Vorfall zeigt sehr deutlich, dass die Evolutionstheorie in der Türkei einen schweren Stand hat. Das kann auch kaum überraschen, denn die religiös-konservative Regierung hat naturgemäß mit wissenschaftlichen Erkenntnissen so ihre Probleme.

Kreationisten bauen neuen Vergnügungspark

Eines muss man den Evangelikalen ja lassen. Wenn es darum geht, andere Menschen von Ihren Ansichten zu überzeugen sind sie nicht nur beharrlich, sondern auch durchaus kreativ. So berichtet die Frankfurter Rundschau nun von Plänen in Kentucky einen neuen Freizeitpark entstehen zu lassen, dessen Zweck vor allem die Verkündigung religiöser „Wahrheiten“ ist. Als Hauptattraktion ist ein Nachbau der Arche Noah geplant und zwar inklusive Tieren und Streichelzoo. Des weiteren soll es Spielplätze, einen Turm zu Babel, Shows und ein orientalisches Dorf geben. Eröffnet werden soll der Christenspaß 2014. Ganz neu ist die Idee übrigens nicht, ähnliche Parks gibt es in den USA bereits schon an anderer Stelle.

Ein vergessener Pioneer der Evolutiontheorie

Das Deutschlandradio erinnert anlässlich seines 150 jährigen Geburtstags an den fast vergessenen Philosophen und Psychologen Mark Baldwin, der mit seinem Buch „Das Denken und die Dinge oder Genetische Logik“ einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte lieferte. Nach ihm ist der sogenannte Baldwin Effekt benannt, ein evolutionärer Mechanismus, bei dem ein ursprünglich durch Lernen erworbenes Merkmal durch natürliche Selektion innerhalb mehrerer Generationen zu einem genetisch vererbbaren Merkmal wird.

Wird Religion vererbt?

Bei spektrumdirekt geht der Religionswissenschaftler Michael Blume der Frage nach, ob Religion eine ausschließlich erworbene Kulturleistung sei oder auch eine genetische Seite habe. Blume führt hierzu in seinem Beitrag aus, dass Zwillingsforscher einen Anteil von 40 bis 60 Prozent genetischer Vererbbarkeit festgestellt hätten und dass zudem religiöse Menschen eine höhere Geburtenrate vorzuweisen hätten. Dabei verweist er sehr ausführlich auf Modellrechnungen des Ökonomen Robert Rowthorn. Kaum berücksichtigt werden in Blumes Beitrag jedoch soziologische, psychologische und ökonomische Komponenten.