Presseschau | 02.04.2009

Kreationismus in Texas, halbierter Darwin und die Beagle auf Cruise-Control


Lösten Salzseen größtes Massensterben aus?

Riesige Salzseen waren vermutlich für das größte Massensterben auf der Erde vor 250 Millionen Jahren verantwortlich. Hinterlistig trieben sie Halogenkohlenwasserstoffe in die Luft und töteten unsere lieben Pflanzen. Salzseen, spalta!


Giftmischen fürs Gliedertier

Das Wettrüsten in der Tierwelt betrifft auch tödliche Gifte. Wie Schlangen und Skorpione sich immer effektiver angiften, erfährt man bei Spektrum der Wissenschaft.


Familie flüchtet vor Bildung in die USA

Eine deutsche Familie möchte ihre Kinder ungestört religiös indoktrinieren und flüchtet darum in die USA, wo sie eine Welt frei von Sexualkunde und Evolution erwarten.


Mutige Entdecker

Ameisen können sich stets neu orientieren und sich einen anderen Heimweg aussuchen. Wie Schulkinder suchen sie gegebenenfalls nach neuen Routen, um ihr Ziel zu erreichen.


Ameisen als Landwirte

Über 230 Ameisenarten legen Pilzgärten an und pflegen sie. Nun hat man herausgefunden, dass sie Antibiotika von Bakterien dazu einsetzen, um die Pilze zu schützen. Es kommt zu einem Wettrüsten zwischen Ameisen-Landwirten und Bakterien-Schädlingen. Vielleicht sind die Ameisen-Landwirte sogar auf brauchbare Ideen zur Schädlingsbekämpfung gekommen, die Menschen-Landwirten noch unbekannt sind?


Rituale sind voll toll

Die „Ritualforschung“ macht etwas Seltsames: Sie erklärt uns nicht nur, wie Rituale entstehen, wozu sie gut sind und wie sie sich verändern, sondern einige ihrer Vertreter verzieren den Ritual-Kuchen zudem mit einem Sahnehäubchen, das in der Wissenschaft keinen Platz hat: Sie bewerten Rituale. Und zwar als superklasse. Die negativen Aspekte von Ritualen – ihre Funktion, Gleichförmigkeit des Denkens und Handelns zu erzeugen, ihre oftmals zweifelhaften logischen Rechtfertigungen und ihre Neigung, Abweichler auszuschließen – spielen hier keine Rolle. Teilweise mutiert der Artikel zu einer richtigen Predigt:

„Rituale stiften Gemeinschaft und binden ein in den Lauf der Zeiten. Sie geben Sicherheit, weil sie sich wiederholen und vom Fortbestand der Welt künden - sei es als Schlaflied am Kinderbett oder als Gebet in der Kirche. Sie helfen bei der Bewältigung der lebensgeschichtlichen Übergänge von Geburt, Erwachsenwerden, Heirat und Tod.“

Klar: Um den Übergang vom Single-Dasein zum Ehekäfig heil zu überstehen, braucht man schon mindestens eine rituelle Therapie, wie Überlebende der Flitterwochen bestätigen können. Auch der Übergang von Wachen zu Schlafen und umgekehrt kann beizeiten ein traumatisches Erlebnis sein, vor allem, wenn man am nächsten Tag in einem fremden Bett aufwacht. Das Gebet in der Kirche markiert dabei den Übergang von der Zurechnungsfähigkeit zum Wahnsinn, der ja auch erstmal überstanden werden will. Und ohne anständiges Ritual stirbt heutzutage auch keiner mehr.

Zumindest gibt es ein Happy End: „ ‚Das ist doch das Schöne‘, sagt der Indologe Axel Michaels. ‚Rituale funktionieren auch, wenn man nicht an sie glaubt.‘ “ Selbst Atheisten können sich also ruhigen Gewissens einen Jesus-Keks (Hostie) rituell genehmigen, ohne sich dabei komisch vorkommen zu müssen. Halleluja.


Schmetterlingsflügel wirken sexuell anziehend

Statt einem Besuch in der Strip-Bar empfiehlt sich beizeiten die nähere Begutachtung von Schmetterlingsflügeln. Allerdings gilt das nur für andere Schmetterlinge. Die bunten Muster auf ihren Flügeln haben nämlich, wie man jetzt herausgefunden hat, die beiden Funktionen, Geschlechtspartner anzuziehen und Feinde abzuschrecken.