Rezension | 02.11.2012

Das kleine Buch der botanischen Wunder

Darwin-Jahr Bild

Im Vergleich zu den Tieren führen Pflanzen im öffentlichen Bewusstsein eher ein Schattendasein. Tieren werden nicht nur deutlich mehr Bücher oder Filme gewidmet, zoologische Gärten ziehen auch deutlich mehr Besucher an als botanische Gärten. Dies findet der Botaniker Ewald Weber ungerecht.

Denn eigentlich leben wir ja auf einem Planeten der Pflanzen. Ohne diese gäbe es selbstredend auch kein tierisches Leben. Zudem ist die scheinbare Passivität der Pflanzen in Wirklichkeit keine. Denn auch Pflanzen sind aktive Lebewesen, nur geht bei Ihnen alles viel viel langsamer vonstatten. Aber zum Glück gibt es ja die Möglichkeit des Zeiraffereinsatzes. So kann Weber anhand ausgesuchter Beispiele zeigen, dass auch die Welt der Pflanzen spannend ist und diese sich sogar schlagen, drängeln oder sich gar zanken. 

Gegliedert ist das Buch in vier Teile. Im ersten Part wird Grundlagenwissen vermittelt. Der Autor erklärt, wie viele Pflanzenarten es eigentlich gibt und welche Pflanzen man eher selten findet und welche uns überall begegnen, wie etwa das Gras, auf das nochmal gesondert eingegangen wird. Es folgen dann Ausführungen zum Wachstum von Pflanzen. Hier dürfen natürlich die kleinsten und größten Pflanzen der Welt nicht fehlen. Da wäre auf der einen Seite der riesige Mammutbaum und auf der anderen Seite die kleinste Pflanze der Welt, die Wolffia microscopica. 

Natürlich müssen auch Pflanzen sich fortpflanzen und genau darum geht es im Anschluss. Dabei wird schnell deutlich, dass es mehr Möglichkeiten der Fortpflanzung gibt als allgemein bekannt. So gibt es welche, die sich quasi selbst klonen können. Bemerkenswert ist aber auch die Leistung des Kanadischen Berufskrauts. Sein Samen fliegt bis zu 140 Meter hoch und über 500 Kilometer weit. Pflanzen müssen also mitunter Spitzenleistungen erbringen, um sich durchzusetzen. Denn auch das Zusammenleben von Pflanzen gestaltet sich nicht immer einfach. Da geht’s mitunter ganz so rau zu wie unter Tieren auch, was man in einem eigenen Kapitel nachlesen kann. 

Am Ende des Buches gibt es dann noch eine ganz und gar ungewöhnliche Betrachtung, was das Thema Pflanzenschutz angeht. Pflanzen sind nämlich durchaus in der Lage sich selbst zu schützen. Oder wussten Sie etwa, dass die Venusfliegenfalle sich mit einem Farbstoff schützen kann, der dieser es ermöglicht unter UV-Licht aufzuleuchten? 

Fazit:  Webers Werk liefert umfassendes Hintergrundwissen zur Vielfalt pflanzlicher Lebensformen und ist ein gelungener Einstig in die Welt der Botanik. Dabei muss man glücklicherweise nicht Biologie studiert haben, damit sich die geschilderten „botanischen Wunder“ erschließen. Das Buch kommt ohne Fachsprache aus und richtet sich an interessierte Laien. Zudem punktet das Buch durch eine hochwertige Ausstattung mit zahlreichen Abbildungen. 

Eine Buchbesprechung von Frank Welker