Presseschau | 18.12.2009
Hier gibt es mehr über Evolution und Kapitalismus. Außerdem: Cornflakes aus der Steinzeit, ein künstliches Gehirn, schlaue Kraken, tanzende Väter und der Satzbau von Affen. Schlechte Nachricht: Die Neurotheologie wird religiös unterwandert.
„Es ist selbstredend, dass es in den Kreisläufen der Natur kein Privateigentum gibt. Durchgesetzt haben sich bei unseren Ahnen im Laufe der Evolution jene, die aggressiver und besitzergreifender waren. Sie bezeichneten die gewaltsame Aneignung als Privatisierung.“ Das schreibt zumindest der Biologe Andreas Kilian in seinem Gastbeitrag auf darwin-jahr.de. Der Psychologe Rolf Degen hat prompt widersprochen und den Link zu seinem eigenen Beitrag rübergeschickt, in dem er zu einer anderen Schlussfolgerung gelangt: „Mit der Devise 'Eigentum ist Diebstahl' hat die Studentenbewegung ihre Vorbehalte formuliert. Doch jetzt zwingen uns Verhaltensforscher, Psychologen und Ökonomen mit neuen Daten und Theorien zum Umdenken. Danach haben wir mit vielen Tieren einen angeborenen Besitzinstinkt gemeinsam, der uns ein Bauchgefühl für den Umgang mit Mein und Dein vermittelt.“
In der Tat sollte man vorsichtig sein mit der Vermischung von Wissenschaft und Politik, gerade im Falle der Evolutionsbiologie. Kein geringerer als Michael Shermer, Gründer des US-Skeptiker, nimmt genau die gegenteilige Perspektive von Andreas Kilian ein, wenn er in seinem Buch The Mind of the Market behauptet, dass die freie Marktwirtschaft am besten zur Natur des Menschen passe.
Cornflakes in der Mittleren Altsteinzeit
Auch ohne Landwirtschaft sind Menschen schon vor über 100 000 Jahren an ihr Getreide gekommen: In einer Steinzeithöhle in Mosambik wurde wildes Getreide entdeckt, genauer Sorghumhirse. Damit wird eine Theorie hinfällig, laut der sich Zivilisationen aufgrund von psychoaktiver Substanzen im Getreide entwickelten.
Forscher des „Blue Brain Project“ befassen sich mit dem Nachbau des menschlichen Gehirns. Projektleiter Henry Markram: „Wenn wir unser Gehirn in den nächsten zehn bis 15 Jahren nicht verstehen lernen, werden wir die Konsequenzen tragen müssen. Neurologische Erkrankungen wie z.B. Alzheimer sind auf dem Vormarsch, da wir alle immer älter werden. Nur so können wir wirkungsvolle Behandlungsmethoden wie personalisierte und zielgenaue Medikamente entwickeln. In meinen Augen, haben wir keine Wahl - wir müssen es tun!“