Mythologie | 04.04.2009

Der griechische Schöpfungsmythos


Die Schönheit aus dem Sperma

Derweil schwimmt Uranos abgetrenntes Glied auf dem Pontos herum. Es verliert noch immer Samen, der sich nun mit dem Meereswasser vermischt. Diesem Schaum entsteigt die verführerische Göttin Aphrodite. Sie wird bei Zypern ans Ufer getrieben. Als sie den Strand betritt, erblühen die wunderbarsten Blumen unter ihren Füßen. Eros und Himeros, die Götter der Liebe und des Begehrens, begleiten sie. Eros, die Liebe, und Eris, die Zwietracht werden sich von nun an bekämpfen. Es geht um alles oder nichts: Das Universum benötigt dringend einen Lenker, eine ordnende Kraft, welche die Harmonie herstellt und die sie garantiert.

Die Rolle des Herrschers übernimmt zunächst der jüngste Titan Kronos, der seinen Vater Uranos entmannt hat. Und er duldet keine potenziellen Widersacher: Gleich nach Amtsantritt verbannt er die drei Kyklopen und die drei Hundertarmigen in die Unterwelt, damit sie ihm nicht in die Quere kommen.

Wie in anderen Ursprungsmythen kommt es wieder zu allerlei Inzest (die Bibel streitet mit sich selbst über das Thema. Eine Frage wird dabei nie alt: Woher kommt Kains Frau?). Die Titanen und Titaninnen paaren sich miteinander. Kronos nimmt sich Rhea, das menschenähnliche Gegenstück Gaias (möglicherweise ihre Tochter), zur Frau. Sie bekommen Kinder. Allerdings warnt Gaia Kronos davor, dass ihn eines seiner Kinder verjagen und die Herrschaft übernehmen wird. Das geht natürlich nicht an, also verschluckt Kronos sofort seine neugeborenen Kinder, kaum sind sie dem Mutterleib entstiegen. Das gefällt Rhea gar nicht und auf Anraten Gaias, die mit ihrem Mann Uranos ja schon ein ähnliches Problem hatte, ersinnt sie einen Trick, um Kronos, den Gott der Doppelzüngigkeit, hereinzulegen.


Von Kindern wird mir schlechtRhea im Barockgarten Großsedlitz

Rhea schleicht sich heimlich nach Kreta, um dort Kronos jüngsten Sohn zu entbinden. Sie übergibt ihn den göttlichen Naiaden, die Zeus heimlich in einer Höhle aufziehen. Derweil überreicht sie Kronos statt seines jüngsten Sohnes einen in Wickeltuch gebundenen Stein, den er sogleich verschlingt.

Als Zeus erwachsenen geworden ist, sinnt er auf Rache. Für die Leiden von Uranos und Kronos verschlungenen Kindern wird Kronos büßen müssen. Zeus lässt Kronos von seiner Mutter ein Brechmittel überreichen, dessen Konsum den Titanen dazu veranlasst, seine Kinder auszukotzen. Kronos Erbrechen seiner Kinder wurde theologisch als Wiedergeburt gedeutet.


Der Krieg der Götter

Nun versammelt Zeus eine Armee um sich, nämlich seine Geschwister: Die Olympier. Auf der Gegenseite stehen Kronos und die Titanen. Beide Parteien errichten ihr Lager jeweils auf einem Berg (die Olympier sind sogar nach ihrem Berg benannt), von dem aus sie zehn Große Jahre lang einen Krieg gegeneinander führen werden. Ein Großes Jahr entspricht etwa der Zeit „verdammt lange“ und zehn davon sind „ganz unglaublich verdammt lange“. Dieser wirklich sehr lange Krieg verläuft beträchtlich ausgewogen, ohne das eine Seite einen entscheidenden Vorteil erringen kann. Es steht nur eines fest, nämlich das rohe Gewalt diesen Krieg nicht entscheiden wird, stattdessen können nur Schlauheit und List dafür sorgen, dass eine Seite über die andere triumphiert.

Der Titan Iapetos hat einen Sohn, der genau diese Schlauheit ins Spiel bringen wird: Es ist Prometheus. Ein Gott, der in der Mythologie der Aufklärung (die einzige Mythologie, die wirklich nur metaphorisch gemeint war) einen wichtigen Platz einnimmt, etwa in Johann Wolfgang von Goethes gleichnamiger Hymne. Kronos Problem besteht nun darin, dass Prometheus erste List darin besteht, die Seiten zu wechseln.