Mythologie | 04.04.2009

Der griechische Schöpfungsmythos


Prometheus, Titanensohn

Heinrich Fueger 1817 Prometheus bringt den Menschen das FeuerPrometheus hat Zeus im Krieg der Götter unterstützt. Trotzdem ist er selbst kein Olympier. Vielmehr kann man ihn als unabhängigen Geist verstehen, als Autonomen oder Rebellen, der nach eigenem Gutdünken Entscheidungen trifft. Er hat mit Zeus einen klaren, pfiffigen Verstand gemeinsam, was die Grundlage bilden wird für ihre Auseinandersetzungen.

Prometheus macht sich nun daran, den Menschen eine Rolle zuzuweisen. Götter und Menschen sitzen versammelt beieinander in Mekone, mit Zeus in der ersten Reihe. Nun bringt Prometheus einen Stier herbei, den er sogleich schlachtet und ihm die Haut abzieht. Die Art und Weise, wie er die Körperteile des Stieres an Götter und Menschen verteilen wird, soll ihren jeweiligen Stand festlegen. Die Zerteilung des Stieres geschieht allerdings noch heimlich. Prometheus legt die Knochen des Tieres auf einen Haufen und hüllt sie in eine dünne, schmackhafte Fettschicht. In den zweiten Haufen kommen alle eßbaren Fleischstücke und das Fell, die der Titanensohn in den ekelhaften Magen des Tieres (die Griechen aßen offenbar nicht wie Gott in Frankreich, denn dort gilt gefüllter Magen als Delikatesse) steckt. Zeus wird sich nun für einen der Haufen entscheiden müssen.

Der Göttervater fällt auf die Finte herein und nimmt den schöneren Fetthaufen, der innen jedoch nur aus Knochen besteht. Zu seinem Pech hat dies einen entscheidenden Einfluss auf die Opferpraxis der Menschen. Sie opfern ihren Göttern fortan nur Fett und Knochen, während sie selbst nebenan das Fleisch verzehren. Den Duft des Fleisches bekommen die Götter als Bonus.

Für die Menschen hat der Trick allerdings auch einen Nachteil: Sie müssen fortan essen, um zu leben. Zudem werden sie hungrig und müde. Die Götter sind dagegen nicht auf Nahrung angewiesen (Nektar und Ambrosia verzehren sie nur, um sich etwas auf ihr exklusives Vorrecht als Gottheiten einbilden zu können). Die Knochen stehen für die Beständigkeit und Unsterblichkeit der Götter. Das tote Fleisch bedeutet Sterblichkeit.


Die Rache des Zeus

Zeus mag es nicht, dass Prometheus ihn hereingelegt hat, und beschließt kurzerhand, das Feuer und das Korn jeden Tag vor den Menschen zu verstecken. Zuvor konnten sie sich das Feuer einfach aus den Eschen nehmen, wo Zeus es für sie aufbewahrte. Das Korn wuchs von alleine.

Nun ist wieder Prometheus am Zug. Er fliegt nach oben und stiehlt Zeus das Feuer, das er in einem Fenchel (Pflanze) versteckt, damit Zeus es nicht sieht. Er schenkt es den Menschen, die nun endlich wieder ihr Fleisch braten und kochen können. Leider müssen sie sich nun selbst darum kümmern, dass das Feuer weiterhin brennt und ihr Korn müssen sie auch selbst anbauen.