Rezension | 17.03.2011

Gleichheit ist Glück

Darwin-Jahr Bild

Die beiden Mediziner Richard Wilkinson und Kate Pickett widmen sich mit der Studie Gleichheit ist Glück einem wichtigen Thema. Überall auf der Welt ist zu beobachten, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Dies gilt gerade auch für hochentwickelte Industriestaaten. Welche weitreichenden Folgen dies haben kann, wird in diesem Buch nun dargelegt.

In 16 Kapiteln beschreiben uns die Autoren, dass für viele der akuten Probleme moderner Industriegesellschaften die wesentliche Ursache die soziale Ungleichheit innerhalb dieser Gesellschaften ist. Die statistischen Korrelationen sind dabei deutlicher sichtbar. Egal ob Drogenkonsum, Kriminalität, Gesundheit, schulische Leistungen oder die sozialen Beziehungen. Je größer die Ungleichheit desto größer sind laut den Verfassern auch die Probleme. Exemplarisch sei dies anhand des Drogenkonsums einmal nachvollzogen. Pickett und Wilkinson zeigen hier anhand der Daten des Welt-Drogen-Reports auf, dass eine hohe Einkommensungleichverteilung mit einem erhöhten Drogenkonsum korreliert. In Ländern mit einer geringen Ungleichheit wie Japan, Finnland oder Schweden werden sehr viel weniger Drogen konsumiert als in Ländern mit hoher Ungleichheit wie den USA, Großbritannien oder Australien. Ganz ähnlich sehen die Graphen auch bei den anderen untersuchten Themenfeldern aus. Ländern mit geringer Ungleichheit wie Japan oder die skandinavischen Ländern schneiden insgesamt deutlich besser ab als etwa die USA oder Großbritannien, während sich Deutschland überwiegend im Mittelfeld bewegt. 

Besonders bemerkenswert ist übrigens, dass Wilkinson und Pickett auch herausgefunden haben wollen, dass es selbst für die Reichen Probleme mit sich bringt, wenn die Einkommensschere sich zu weit öffnet. Denn auch sie leben demnach kürzer und sind häufiger krank in ungleichen Gesellschaften. 

Bemerkenswert ist außerdem, dass es den beiden Wissenschaftlern gelungen ist, was sonst nur sehr wenigen Wissenschaftler gelingt, nämlich die enorme Fülle an ausgewerteten statistischen Erhebungen so zu präsentieren, dass sie auch für den wissenschaftlichen Laien verständlich sind. Die übersichtlich präsentierten Diagramme und die in klarer Sprache vorgetragenen Interpretationen verschaffen selbst demjenigen einen schnellen Überblick, der sich nur schnell informieren will. Kritisch muss jedoch angemerkt werden, dass insgesamt zu monokausal argumentiert wird. So werden weitere relevante Faktoren bei komplexen Themen wie Drogenkonsum oder Kriminalität nicht immer ausreichend berücksichtigt. Zudem ist zu kritisieren, dass nicht immer klar wird, ob die festgestellten Korrelationen auch einen kausalen Wirkungszusammenhang darstellen.

Trotz dieser Mängel ist die Studie überaus lesenswert. Denn, die Grundthese, dass eine gleichere und damit auch gerechtere Welt, viele Probleme ganz unterschiedlicher Art mitbeseitigt, ist nicht von der Hand zu weisen. So sind Kriminologen ja auch schon lange davon überzeugt, dass nur eine vernünftige Sozialpolitik, Kriminalität nachhaltig eindämmen kann. Doch bis dahin bleibt noch viel zu tun, das wissen auch  Wilkinson und Pickett und diskutieren am Ende des Buches auch Lösungsvorschläge.

Rezension von Frank Welker zum Buch: 

Richard Wilkinson / Kate Pickett: Gleichheit ist Glück: Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind, Tolkemitt Verlag bei Zweitausendeins, 2009, 19,90 Euro. Das Buch ist nur bei Zweitausendeins direkt erhältlich.