Interview | 21.04.2009

Im Gespräch mit Helmut Debelius

 

DIVEMASTER: Das heisst, dass jede neue Art in Verwandtschafts-verhältnisse eingebunden werden muss?

Helmut Debelius: Die heute übliche und verbindliche Klassifikation aller Lebensformen wird bereits über 200 Jahre lang angewendet und geht auf den schwedischen Naturforscher Carl v. Linné zurück. Grundlage dieses Konzeptes ist die Art, die mit einem zweiteiligen latinisierten Namen beschrieben wird. Er besteht aus dem Gattungsnamen, der nahe verwandten Arten gemein ist und dem nachgestellten, die Art kennzeichnenden Namen.

Gattungen werden wiederum in Familien, Familien in Ordnungen, Ordnungen in Klassen und Klassen in Stämmen zusammengefasst. Auf diese Weise werden auch die Verwandtschaftsverhältnisse der Organismen dargestellt. Die Einordnung der lebenden Wesen in dieses System wird als Taxonomie bezeichnet. Das System ist international verbindlich, so dass es in den meisten Fällen sinnvoll ist, den lateinischen Namen zu benutzen, wenn man eine Art zweifelsfrei bezeichnen will.

DIVEMASTER: Wie war es bei der jetzt nach Dir benannten Art?

Helmut Debelius: Fische bekommen wissenschaftliche Namen, wenn sie ihnen in einer gültigen Erstbeschreibung gegeben werden. Der Beschreiber ist meist auf bestimmte Gruppen spezialisiert. Die Namen sind latinisiert und beziehen sich oft auf ein bestimmtes, typisches Merkmal. Sie können auch den Fangplatz, eine Landmarke oder den Namen einer Person wiedergeben. Artnamen sind binominal, bestehen also aus zwei Teilen, von denen der erste den der Gattung und dieser zusammen mit dem Zweiten den der Art angibt.

Wissenschaftliche Namen werden kursiv geschrieben. Der Gattungsname beginnt mit einem großen Buchstaben, der zweite Teil des Artnamens mit einem kleinen. Beispielsweise ist der wissenschaftliche Name des Ästuar-Seepferdchens Hippocampus kuda, wobei „kuda“ die Art innerhalb der Gattung „Hippocampus“ bestimmt. Andere Seepferdchen, die in die gleiche Gattung gehören, tragen den gleichen Gattungsnamen, so die neu beschriebenen Hippocampus waleananus und Hippocampus debelius. Wissenschaftliche Erstbeschreibungen basieren auf gesammeltem Material der betreffenden Art, aus dem ein Exemplar als Holotypus festgelegt wird und damit die verbindliche Grundlage der Beschreibung darstellt. Eine Beschreibung ist nur gültig, wenn sie in geeigneter Form veröffentlich worden ist. Das Typusmaterial sollte in öffentlichen Museen hinterlegt werden.

 

Quelle: DIVEMASTER -Das Fachmagazin im Tauchsport Ausgabe Nr. 60 2/2009 Seite 55 - www.divemaster.de