Presseschau | 10.04.2010

Fruchtsalat der neuesten Forschung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gott ist stressig und beruhigend

In einer neuen Studie wurden amerikanischen Studenten zehn Anagramme vorgelegt, von denen nur vier lösbar waren. Vor und nach der Studie wurde die Anspannung der Studenten gemessen. Außerdem gab es eine Vorübung: Sie mussten Wörter aus einem Wortsalat heraussuchen. In der Hälfte der Fälle waren Wörter mit Bezug zu Gott und Religion enthalten, in der anderen Hälfte nicht. Die Studenten, die mit religiösen Begriffen konfrontiert worden waren, benötigten mehr Zeit für die Lösung der Anagramme und sie waren danach angespannter. Das Ergebnis war unabhängig vom angegebenen Gottesglauben der Studenten.

Die Autoren der Studie vermuten, dass die Testpersonen der einen Gruppe das Gefühl hatten, Gott würde sie beobachten und dass sie darum einen höheren Druck verspürten, die Aufgaben zu meistern, auch wenn das überwiegend gar nicht möglich war. Andere Studien zeigen, dass der Gottesglaube normalerweise die Anspannung reduziert, aber das gilt offenbar nur so lange, bis sich Gläubige daran erinnern, dass sie von der Existenz eines unsichtbaren Diktators überzeugt sind, der ihre Gedanken lesen kann. Wie diese Studie nahelegt, werden auch nicht-religiöse Menschen durch den Gottesglauben, der in ihrer Kultur vorherrscht, beeinflusst.

 

Muskelpapst Werner Kieser leugnet Gott, Geist und Seele

So lautet der Titel eines tendenziösen Interviews von Michael Meier für den Tagesanzeiger mit dem Krafttrainings-Giganten Werner Kieser. Immerhin spricht für Meier, dass ihn die katholischen Extremisten von kreuz.net nicht ausstehen können. Trotzdem ist auch Meiers Interview nicht sehr ausgeglichen, so unterstellt er Materialisten, sie hätten keinen Humor („Materialisten scheinen dazu kaum fähig zu sein“) und er stellt herabwürdigende Fragen wie „Kann man an Ihren Maschinen auch Depressionen wegtrainieren?“.

Werner Kiesers Ansichten sind in gewisser Hinsicht schon „extrem“, wie es im Untertitel heißt. Dies ist aber nicht so wegen dem Materialismus, den er vertritt, sondern eher wegen dem Eliminativismus, einer radikalen Richtung des Physikalismus, der er anzuhängen scheint. Diesem zufolge sollte man die gesamte, angeblich falsche Alltagspsychologie mit ihren Begriffen wie „Gedanken“, „Gefühle“ und „Hoffnungen“ durch eine rein naturwissenschaftliche Beschreibung ersetzen. Im Gegensatz zum „normalen“ reduktionistischen Physikalismus (es ist möglich, alles auf Physik zu reduzieren) wird der eliminative Physikalismus (Phänomene der Alltagspsychologie haben kein physikalisches Äquivalent – sie existieren gar nicht) nur von einer kleinen Minderheit von Naturalisten vertreten. Eines der Probleme der Eliminativisten besteht darin, dass sie aufgrund ihrer Elimination unserer psychologischen Alltagsbegriffe kaum ausdrücken können, worum es ihnen eigentlich geht. Auf jeden Fall ist das Interview mit Kieser trotz allem sehr empfehlenswert.

 

Ku Klux Klan distanziert sich von Westboro Babtist Church

Zum Abschluss eine Meldung aus Absurdistan (USA): Der Ku Klux Klan hat sich offiziell von der christlich-fundamentalistischen Großfamilie „Westboro Babtist Church“ distanziert (kein Scherz!), deren Mitglieder dafür bekannt sind, Schilder mit „Gott hasst Schwule“ und dergleichen Aufschriften mit sich herumzutragen. Der Wettbewerb zwischen christlichen Fundamentalisten und Rechtsradikalen um die Krone des Irrsinns, der in den USA stattfindet, hat damit einen neuen Höhepunkt erreicht. 1:0 für die Fundis.

 

AM