Debatte | 08.07.2009

Die Evolutionäre Psychologie bleibt

 

Sloan Wilson auf dem Mittelstreifen

Der einflussreiche Evolutionsbiologe David Sloan Wilson nimmt eine mittlere Position ein: „Begleys Artikel erzielt ein paar billige Treffer, führt aber auch ein paar faire Kritikpunkte an der Evolutionären Psychologie an, die anerkannt werden müssen.“ Seine Hauptanliegen:

1) Führt die Begriffe wieder auf ihre Bedeutung zurück! Wilson bemerkt, dass Soziobiologie und Evolutionäre Psychologie oft mit bestimmten Denkschulen assoziiert werden, obwohl sie nur die Unterbereiche der Evolutionsbiologie darstellen sollten, die sich entweder mit dem Sozialverhalten oder mit der Psychologie aus evolutionärer Perspektive befassen. (Anm: Leider hatte ich das auch so gehandhabt und die spekulativen bis albernen Thesen aus dem Bereich unter „EP“ eingeordnet und die wissenschaftlichen Theorien unter „Soziobiologie“, daher die Parteiname gegen die EP in der letzten Presseschau, die unter Sloan Wilsons Definition nicht gültig ist).

2) Eine einflussreiche Strömung der EP, die auf einer Arbeit von John Tooby und Leda Cosmides basiert, macht eine Reihe von Fehlern. Zum Beispiel beachten sie nur Adaptionen, die in der Geschichte des Homo Sapiens aufgekommen sind, ohne Adaptionen zu beachten, die unsere tierischen Vorfahren entwickelt haben und die dann an uns weitergegeben wurden. Tooby und Cosmides betonen die gemeinsame menschliche Natur, oder vielmehr männliche und weibliche Naturen, ohne genügend die adaptiven genetischen Variationen zu beachten, die sich in beiden Geschlechtern finden. Außerdem beachten sie die Kultur nicht, die ein offener Evolutionsprozess ist, der Menschen an ihre jeweilige Umwelt anpassen kann.

3) Sloan Wilson wirft Begley neben Einzelfehlern und Polemik vor, aus der Tatsachenbeschreibung des menschlichen Verhaltens durch die EP ein Soll abgeleitet, also den naturalistischen Fehlschluss begangen zu haben.

Schließlich betont Sloan Wilson, dass die Evolutionstheorie als Ansatz zur Erforschung der menschlichen Psychologie und des menschlichen Verhaltens kein Trend ist, sondern dass sie bleiben wird.