Gedicht | 10.03.2009

Evolution zum Homo sapiens darwinensis

 

 

Tonangebend und mit dem nötigen Biß
hieß eine dieser Varianten Homo habilis.

 

Kaum war die Namensänderung bekannt
ging ein Raunen durch das Afrikanische Land.
Alle wollten nun Homo heißen,
doch die meisten starben aus, hatten zu wenig zu beißen.

In weniger als 500.000 Jahren
gab es immer neue Menschenscharen.
Homo rudolfensis und ergaster
erfanden zudem ein neues Laster.
Sie begnügten sich nicht mit Knochenmark,
Menschenhirnsuppe war besser und stark.
Es lohnte sich auch, denn in der Folge sodann
wuchs ihr eigenes Gehirn auf das Doppelte heran.

Ein Glück muss man mit Blick auf Darwin wohl sagen
kaum auszudenken, hätten seine afrikanischen Ahnen
auf Zuwachs des Gehirns verzichtet,
was hätte Darwin dann von seiner Reise berichtet?

Der Raum in Afrika wurde enger,
die Menschen gleichzeitig schmaler und länger.
Als sie in der Ferne erblickten das Rote Meer
gab es für viele kein Halten mehr,
sie zogen erhobenen Hauptes gen Osten,
erreichten China und Java auf eigene Kosten.

Das war vor gut einer Million Jahren
als diese Hominini erecti in Scharen,
ihre Gene in Asien verstreuten,
und auch Abstecher nach Europa nicht scheuten.

Die Darwinenser jedoch blieben stur,
in Afrika gab es ja schon eine Infrastruktur.
So kam es, dass ihr Genom afrikanisch blieb,
sie pflegten weiter was ihnen teuer und lieb,
durchmischten sich fleißig landauf – landab,
und hielten so die Evolution auf Trapp.
Sie isolierten sich auch mal probeweise
um zu testen ob auf diese Weise
durch Genfluss besondere Typen entstehen,
welche bleiben – falls gut, doch – falls schlecht, wieder gehen.
Ob sich Darwin als Sonderfall lässt typisieren,
darüber kann man nur spekulieren.
Eines lässt sich retrospektiv jedoch sagen,
die menschliche Stimme – auch ihr Versagen –
müssen damals entstanden sein,
natürlich noch nicht so perfekt und fein
wenn wohl erklingt in unserem Ohr,
Alt, Sopran, Bass und Tenor.

Noch 500.000 Jahre sollten vergehen
bis gewisse Menschen auch in Heidelberg gesehen.
In ganz Europa waren sie verbreitet
und haben den Neandertalern den Weg bereitet.

Diese kamen erst viel später ins Neandertal,
verzettelten sich das eine ums andere mal,
haben Kunst und Kultur schon mal versucht,
in der Altsteinzeit das Moustèrien für sich verbucht.
Doch letztlich fehlte ihnen der Kick,
wahrscheinlich ein zentralnervöser Klick,
um noch besser zu nutzen eine große Nervenzellbrache
u. a. zur Perfektionierung der menschlichen Sprache.

Zusammen mit einem vergrößerten Rachen,
Feinmotorik der Muskeln u. a. zum Lachen
wurde die Syntax-Sprache als evolutionäre Innovation
zum entscheidenden Medium sozialer Kommunikation.

Sinnvolle Sätze im Zusammenhang
resultieren ausschließlich und ohne Zwang
aus Prozessen, die auch „Stilles Sprechen“ lenken,
Neurobiologen nennen das „Denken“.

Wenn Gedanken dann im Gespräch kommunizieren,
und Hirngespinste sich synchronisieren,
erweitern gemeinsame Intonationen
soziale und kulturelle Dimensionen,

Analyse und Planung, Scham, Mitgefühl, Schuld,
konzertierte Aktionen, Visionen, Geduld.