Moralphilosophie | 20.05.2010

Ethik für alle

 

Die Ziel-Theorie ethischer Werte

Richard Carriers Hauptwerk „Sense and Goodness Without God“ (Sinn und Güte ohne Gott) befasst sich nicht nur mit Ethik, sondern es ist ein klassisches philosophisches Werk, das ein vollständiges naturalistisches Weltbild verteidigt. Es enthält naturalistische Erklärungen für Liebe, Kunst, Gut und Böse, etc. Der ethische Realismus folgt konsequent aus dem metaphysischen Naturalismus.

Ein Vortrag von Carrier über seine Ethik:

 

Der Begriff „Werte“ klingt heutzutage sehr konservativ. Er wird gerne von Leuten gebraucht, die etwas gegen Videospiele haben und gegen Dr. Sommer. Jedoch herrscht in der Philosophie ein gänzlich anderes Werteverständnis vor als auf dem CSU-Parteitag:

„Werte sind situationsübergreifende Ziele, die als leitende Prinzipien im Leben einer Person oder Gruppe dienen“ und „sie dienen als Standards des Erwünschten bei der Beurteilung von Verhalten, Ereignissen und Personen (inklusive der eigenen)“.

So lautet die Definition von „Werte“ in der „Blackwell Enzyklopädie der Sozialpsychologie“. Richard Carrier bringt es in seinem Buch knapper auf den Punkt: „Ein Wert ist ein zeitloses, stets gegenwärtiges Verlangen.“ Ein Wert ist also etwas, was wir wollen und ein normativer Wert ist „ein Verlangen, dass jeder teilen sollte“. Wir wollen echte Werte leben. Wir wollen nicht, dass uns jemand von der Kanzel herunter Sexualaufklärung untersagt und das „Werte“ nennt.

 

Warum ist die Ziel-Theorie objektiv?

Ethik ist laut der Ziel-Theorie, wie erwähnt, eine Technologie zur Erzeugung von Glück. Carrier schreibt für die Philosophen, die abstrakte Begriffe mögen, dazu:

„Wie Technologien für den Getreideanbau gibt es mehr als eine Art, es zu tun, aber es gibt bessere und schlechtere Möglichkeiten, vielleicht sogar eine beste Möglichkeit, und dies ist je nach den Bedingungen unterschiedlich, aber in jedem Fall ist es die Natur des Universums selbst, welche dies festlegt, nicht die Meinungen von Menschen. Dass eine gute Ethik-Technologie besser zur Sicherung des menschlichen Glücks geeignet ist, als eine schlechte, ist eine Tatsache, die von meinen Ansichten, Gefühlen oder Wünschen, oder denen von irgendwem sonst, unabhängig ist.

Also ist die Ziel-Theorie ein objektives und nicht ein subjektives ethisches System, auch wenn es vollständig von der Natur bewusster Existenz abgeleitet ist; also existiert Ethik nicht unabhängig von der Existenz bewusster Wesen. Obwohl es auf einem essenziell subjektiven menschlichen Verlangen beruht, beruht es auf einem universellen; also ist es objektiv in einem relativen, anstelle eines absoluten Sinnes.“

Versteht das jemand? Hoffentlich nicht, sonst wäre folgende Erläuterung ganz umsonst:

Ethik hängt von bewussten Lebewesen ab, das sind zunächst einmal wir Menschen. Ein Stein braucht keine Ethik. Ein glückliches Leben zu führen, das ist ein universelles menschliches Verlangen, also eines, das bei jedem Menschen von Natur aus eingebaut ist. Das Verlangen nach und somit der Wert der Glücklichkeit ist in Bezug auf den Menschen (= relativ) folglich objektiv gegeben. Darum ist eine Ethik, die auf dem Streben nach Glücklichkeit beruht, objektiv.