Rezension | 14.12.2010

Es ist nicht alles relativ

 

Fazit

„The Moral Landscape“ sollte man gelesen haben, ob nun wegen der Religionskritik, wegen den neuropsychologischen Ausführungen, oder als Einführung in den ethischen Realismus. Es wird oftmals kritisiert, dass Harris die Probleme mit dem Utilitarismus kleinreden würde, aber Probleme kann man an jeder Philosophie entdecken und je mehr sie einem allumfassenden System ähnelt, desto einfacher ist es, wegen ein paar Schwierigkeiten im Detail gleich die ganze Philosophie samt ihrem sinnvollen Fundament zu verwerfen. Vielleicht fehlt uns die geistige Kapazität, ein ethisches System zu entwickeln, das für jede Situation ein richtiges Verhalten nahelegt, vielleicht ist das auch gut so. Aber darin unterscheidet sich die Ethik nicht von der Biologie oder Physik, die auch Randphänomene und philosophische Fragen kennen, die schwer zu beantworten sind. Es ist gar nicht einzusehen, warum uns das menschliche Wohlbefinden nicht kümmern sollte, nur weil sich findige Logiker einige Spielchen mit dieser Idee ausgedacht haben, die uns bezeiten verunsichern mögen.

Essenziell interessiert den Menschen sein Wohlbefinden und es ergibt ethisch am meisten Sinn, das Wohlbefinden von allen bewussten Lebewesen anzustreben. Sämtliche anderen Versuche, eine Ethik zu etablieren, lassen sich letztlich auf diese Motivation zurückführen, auch wenn moralische Systeme ihr Ziel erheblich verfehlen können, weil sie logische und empirische Fehler machen. Hier kommt die breit verstandene Wissenschaft ins Spiel, welche das solideste Fundament unserer Ethik begründen könnte, das es gibt, wie sie schon das Fundament von Physik, Biologie, Geschichte, und so weiter begründet. Sam Harris bietet hierfür Argumente, die man nicht einfach ignorieren sollte.

 

AM


 

Zum ersten Teil der Rezension