Debatte | 29.06.2009

Das Ende des Appeasement

 

Episode II: Der Streit mit den großen Wissenschaftsorganisationen

 

Wie man sich einen Streit sucht (Sam and Max, Telltale Games)30. März 2009: Der Philosoph Russel Blackford kritisiert die Wissenschaftsorganisation National Academy of Sciences (NAS) in einer Antwort auf Matt Nisbet, der Richard Dawkins Religionskritik für „unethisch“ hält, weil sie den Respekt für alle Religionen untergrabe. Unter anderem schreibt Blackford:

„Nisbet führt aus, wie die National Academy of Sciences (NAS) und verwandte Organisationen in den USA Marktforschung betrieben haben, um zu erforschen, welche Botschaften sie der amerikanischen Öffentlichkeit vermitteln. Nachdem sie diese Forschung, mit Fokusgruppen und einer Studie, versteht sich, beendet hatte, entschied sich die NAS für die Bekanntgabe ihrer Feststellung, dass Religion und Wissenschaft kompatibel sind.“

„Genau so muss man das natürlich machen. Es wäre zum Beispiel falsch zu überprüfen, ob bestimmte Religionen oder Sekten Behauptungen aufstellen, die nicht konsistent sind mit soliden, wohlgestützten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das ist offensichtlich irrelevant.“

 

1. April 2009: Der Präsident des National Center for Science Education (NCSE, verteidigt die Evolutionstheorie vor kreationistischen Angriffen), Kevin Padian, kritisiert in seiner Rezension von Coynes Buch „Why Evolution is True“ explizit, dass dieser einfach die Fakten präsentiert und nicht auf religiöse Menschen eingeht. Auch beschwert er sich darüber, dass Coyne einfach feststellt, die Evolutionstheorie sei „wahr“, obwohl Gläubige damit Probleme haben könnten. Schließlich sagt er sogar, es sei nicht der Job der NCSE, Menschen dazu zu bringen, die Evolutionstheorie für wahr zu halten, sondern sie sollen sie nur verstehen.

 

22. April 2009: Jerry Coyne führt seine Kritik näher aus: „Mit einem Löffel voll Jesus geht Darwin besser runter“. So kritisiert er die Strategie einiger Evolutionsbiologen, sich bei Gläubigen einzuschleimen. „Sie erodieren den Naturalismus, der die Grundlage der modernen Evolutionsbiologie darstellt“, stellt er fest. „Nicht nur unterlässt die NCSE die Kritik der Religion, sondern sie kuschelt sich an sie, küsst sie und erzählt ihr, dass alles gut wird.“ Ferner kritisiert er, dass die großen Wissenschafsorganisationen nur die Position von theistischen Evolutionisten zulassen und derweil die Meinung der „Neuen Atheisten“ verschweigen, die hier eben keine Kompatibilität sehen.

Seine Lösung: Lehrer und Professoren sollten einfach die Wissenschaft erläutern und Religion aus dem Spiel lassen. Es ist nicht ihr Problem, wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Theologie zu versöhnen.

Richard Dawkins überlegt in seiner Antwort auf Coyne's Essay sogar, ob es nicht Zeit ist, die Samthandschuhe auszuziehen: „Ich fange an zu denken, dass wir weitergehen sollten: Lassen wir die humorvolle Veralberung hinter uns und schärfen wir unsere Klauen, dass es richtig weh tut. [...] Was wir brauchen ist sarkastischer, schneidender Witz.“ Als Vorbild nennt er Sir Peter Medawars Rezension von Teilhard de Chardins „Der Mensch im Kosmos“.

 

23. April 2009: Jerry Coyne kritisiert neben der NAS und der NCSE nun auch die American Association for the Advancement of Science (AAAS), die weltgrößte Wissenschaftsorganisation, für ihren Versöhnungswahn. Einen Tag später deckt er auf, dass sich in führenden Positionen der AAAS Intelligent-Design-Sympathisanten befinden.

 

25. April 2009: Der Philosoph Russel Blackford schließt sich Coyne an. Er schreibt: „Wenn sie die Kompatibilität von Religion und Wissenschaft verteidigen, müssen orthodoxe Vertreter der abrahamitischen Religionen entweder ihre orthodoxen Ansichten aufgeben [...]; oder sie müssen theologische Konzepte anbieten, die Gottes Liebe im Sinne der Vorsehung (und andere Eigenschaften) mit der Wahl solcher Schöpfungsmethoden vereinbaren. Ich bezweifle sehr, dass letztes in irgendeiner plausiblen Weise getan werden kann.“ Am 1. Mai argumentiert Blackford auch gegen das Versöhnungskonzept der NCSE und am 3. Mai nimmt er sich die NAS vor.