E-Day | 21.05.2009

Einen fröhlichen Evolutionstag!

Evolutionstag Now!

Heute ist Evolutionstag! Der Tag, an dem wir die Erkenntnis feiern, dass uns keine übernatürlichen Kreaturen als ihre Spielbälle gebrauchen, sondern dass wir ein Teil der Natur sind. Der Baum allen Lebens hat eine gemeinsame Wurzel: Das erste selbstvermehrende Molekül. Von ihm bis zum Menschen sind mehr als drei Milliarden Jahre vergangen, eine Zeit, die alles Leben miteinander verwoben hat.

 

Zwei große, alte Fragen der Menschheit können wir heute dank der Wissenschaft beantworten: Wo kommen wir her und was ist der Sinn des Lebens?

Wir sind das Produkt eines natürlichen Vorgangs namens „Evolution“, natürliche Wesen, die einen genetischen Code weitergeben, der Informationen von Milliarden Jahren in sich birgt. Wir stammen ab von einzelligen Lebewesen, von Fischen, von mäuseähnlichen Säugetieren, von Affen und schließlich von Urmenschen. Sie sind alle den Weg des Lebens gegangen, heute gehen wir ihn weiter.

Sind wir ein Teil der Natur, so bedeutet dies auch, dass wir keine unsterbliche Seele unser Eigen nennen und dass die Flamme unseres Daseins am Ende verlöschen wird. Wir leben weiter in der Erinnerung unserer Lieben, in den Werken, die wir der Nachwelt hinterlassen, in den Genen unserer Kinder und unserer Verwandten. Wenn wir die Welt besser zurücklassen, als wir sie vorgefunden haben, sind wir der Unsterblichkeit so nahe gekommen, wie es uns möglich ist. Über die Geschicke der Welt werden unsere Kinder entscheiden, für die wir das Feld verlassen.

Die Evolutionstheorie hat auch die Moral den Händen göttlicher Mächte, oder vielmehr ihrer irdischen Vertreter, entrissen. Es interessiert nicht länger, welche heiligen Kriege allgute Wesen höherer Sphären von uns erwarten, welche Opfer wir ihnen darbringen sollen, welches Sexualverhalten sie von uns fordern, welche Speisen wir für sie essen oder nicht essen dürfen und auch ob wir am Sabatt Stöcke sammeln, ist alleine unsere Entscheidung und schon lange nicht mehr der Willkür göttlicher Vorlieben ausgeliefert. Nun haben wir die Macht und nun haben wir auch die Verantwortung. Herausforderungen sind es, an denen wir wachsen.

Die Evolutionstheorie lehrt uns auch, dass wir uns den sich stetig wechselnden Umweltbedingungen anpassen müssen, dass alles im Wandel ist und sich verändert, dass wir uns nicht ausruhen können auf einmal erfundene und auf Stein gemeißelte „Wahrheiten“. Dies bedeutet keineswegs, wie es uns das wohl amüsanteste Missverständnis der Evolutionstheorie weißmachen will, dass wir uns jedem gesellschaftlichen Trend anpassen müssen, um zu überleben. Aber es bedeutet, dass wir Veränderungen realisieren und gegebenenfalls auf diese reagieren müssen. Manchmal bedeutet es sogar, dass wir selbst Veränderungen herbeiführen sollten, damit uns die Flut des Wandels nicht unerwartet mitreißt, wenn wir es am wenigsten erwarten.

Wenn dieses Leben alles ist, was wir haben, wenn es kein zweites Leben oder Nachleben gibt, dann ist dieses eine umso wertvoller. Das bedeutet auch, dass wir leidende Menschen nicht mehr auf ein glückliches Nachleben auf Wolke Sieben vertrösten können, sondern dass wir das Leid in der Welt entweder jetzt mindern, oder dass Menschen die Konsequenzen für unsere Nachlässigkeit tragen werden. Leidensfähigen Wesen ein glückliches Leben zu ermöglichen, das ist der evolutionäre Imperativ.

Und an dieser Stelle gibt es kein „Amen“ zum lange ersehnten Schluss, sondern es geht weiter. Wie, das haben wir nun zu entscheiden.

 

AM