Basiswissen | 09.08.2012

Ein Wort zur Kulturellen Evolution

Darwin-Jahr Bild

Was viele Leute immer wieder vergessen ist die Tatsache, dass es nicht nur eine biologische Evolution gibt. Gerade für uns als Menschen ist das was Fachleute unter kultureller Evolution verstehen von herausragender Bedeutung. Daher soll dieser Artikel die Idee der kulturellen Evolution unseren Lesern näherbringen.

Zunächst ist zu klären, was sich nun genau hinter dem Begriff der kulturellen Evolution verbirgt. Anders als bei der biologischen Evolutionstheorie geht es dabei nicht in erster Linie um den Fortpflanzungserfolg, sondern, um das was wir unter Kulturleistungen verstehen und insbesondere darum, wie diese Verhaltensweisen und Errungenschaften an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Es liegt auf der Hand, dass Kulturleistungen natürlich nicht auf der genetischen Ebene weitergegeben werden, sondern sie werden durch Gesten, Sprache oder Schrift vermittelt.

Doch wann hat es mit der kulturellen Evolution denn begonnen. Das ist nicht natürlich noch nicht abschließend geklärt, aber wir können davon ausgehen, dass bereits Frühmenschen wie der homo habilis oder der homo erectus bereits dazu in der Lage waren Werkzeuge zu benutzen, eine bereits enorm wichtige Kulturleistung. Der homo erectus war zudem die erste menschliche Spezies, die auch nördliche Regionen besiedelte, was nur mithilfe passender Kleidung möglich war.

Doch richtig los ging es dann mit unserer eigenen Spezies, also vor etwa 100 000 Jahren. Wir als moderner homo sapiens entwickelten rasch ausgeklügelte Waffen, wie Pfeil und Bogen, Speere oder Schleudern, bauten uns Unterkünfte oder schützten uns mit einer Vielzahl von Kleidungsstücken gegen Kälte. Sogar Schmuck und künstlerische Gemälde kannten bereits unsere frühen Vorfahren. Vor etwa 10 000 Jahren dann folgte die neolithische Revolution und der Mensch begann mit der Tierhaltung und dem Ackerbau. Schon bald entstanden große Städte, die Pyramiden wurden gebaut und die Menschheit erreichte mit den Errungenschaften der Antike einen ersten Höhepunkt.

Doch dann trat etwas ein, was auch in der biologischen Evolution zu beobachten ist. Der Fortschritt stockte. Denn wie der Biologe Franz Wuketits feststellt, ist Evolution eben gerade nicht ein geradliniger Prozess, kein gerichteter Pfeil, der vom Einzeller zum Homo sapiens führt, oder von der Barbarei zur sozialen Utopie. Sondern die Evolution ist eher eine Art Zickzackkurs.

Mit dem Mittelalter begann jedenfalls eine Periode kulturellen Abstiegs, die erst mit der Renaissance wieder endete. Seitdem geht es mit der kulturellen Evolution aber wieder in schnellem Tempo weiter. Die Dampfmaschine ermöglichte die industrielle Revolution, das Flugzeug und das Auto wurden erfunden und schließlich revolutionierte zuletzt der Computer unseren Alltag und im Gedenken an der Schriftsteller Douglas Adams darf die Erfindung der Digitalarmbanduhr natürlich nicht vergessen werden. Doch Vorsicht, auch wenn es so aussieht, als würden wir Menschen uns immer positiver entwickeln, so gefährden Kriege, Naturkatastrophen und nicht zuletzt auch unser auf Verbrauch unerneuerbarer Ressourcen ausgerichtetes Wirtschaftssystem die weitere Entwicklung. Die Geschichte der Menschheit und mit ihr die Geschichte der kulturellen Evolution bleibt spannend.

Bildnachweis: Die Neue Brücke von Ronda in Spanien, eine architektonische Meisterleistung aus dem 18. Jhd. Copyright Frank Welker