Interview | 17.05.2012

Ein Gespräch mit Krawumm!

Darwin-Jahr Bild

Florian Freistetter ist Astronom und Wissenschaftsautor. Im Evomamagazininterview erklärt er, dass es ohne Kollisionen von Himmelskörpern kein Leben auf der Erde geben würde und warum es wichtig ist, dass Wissenschaft auch in der Öffentlichkeit stattfindet.

Evomagazin: Krawumm! ist der Titel deines neuen Buches. Kannst du unseren Lesern kurz erklären, worum es darin geht?

Florian Freistetter: Es geht darin um alles, was im Universum miteinandern zusammenstoßen kann. Sterne mit Sternen, Galaxien mit Galaxien, Asteroiden mit Planeten – usw. „Krawumm“ eben.

Evomagazin: Wie kommt man denn eigentlich auf einen solchen für wissenschaftliche Bücher doch eher unüblichen Titel?

Florian Freistetter: Naja, es ist ja keine wissenschaftliche Facharbeit sondern ein populärwissenschaftliches Buch. Und „Krawumm!“ fasst das Thema des Buches – kosmische Kollisionen – sehr gut zusammen.

Evomagazin: Ganz besonders interessant an deinem Buch fand ich die provokante These, dass Kollisionen im Universum auch durchaus ihr Gutes haben können und nicht nur Zerstörung bringen. Was hat es damit auf sich?

Florian Freistetter: Ich würde das nicht als „These“ bezeichnen. Wir WISSEN, dass Kollisionen nötig waren, um die Erde zu schaffen auf der wir leben. Kollisionen sind nötig, damit die Sonne scheint, Kollisionen waren nötig, damit Wasser auf die Erde kommen konnte. Und so weiter. Ohne Dynamik gibt es kein Leben.

Evomagazin: Wie ist es aber denn nun eigentlich mit dem Weltuntergang. Wann können wir denn endlich damit rechnen? Wird es dieses Jahr noch klappen und haben die Maya recht?

Florian Freistetter: Die Maya haben keinen Weltuntergang vorhergesagt (auch ihr Kalender endet nicht). Die ganzen 2012-Weltuntergangsszenarien sind völliger Unsinn und lassen sich leicht widerlegen. Die Erde wird erst in ein paar Milliarden Jahren zerstört werden, wenn die Sonne sich zu einem roten Riesen aufbläht.

Evomagazin: Kommen wir nun noch kurz zu einem anderen Thema. Physik steht aktuell ja nicht gerade hoch im Kurs bei jungen Menschen. Wie könnte es, denn gelingen mehr Menschen für diese Wissenschaft zu begeistern und was wird deiner Meinung nach in unserem Bildungssystem falsch gemacht?

Florian Freistetter: Man muss den Menschen einfach zeigen, wie wichtig und vor allem spannend Wissenschaft sein kann. Wissenschaftler müssen lernen, dass zu ihrer Arbeit nicht nur die Forschung gehört, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit!

Evomagazin: Momentan läuft im deutschen Fernsehen sehr erfolgreich die Serie The Big Bang Theory, die von vier zwar sehr skurrilen aber auch liebenswerten Physikern handelt und in der man sich durchaus auch bemüht wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln. Könnten solche Formate nicht dazu beitragen, dem grassierenden naturwissenschaftlichen Analphabetismus entgegenzuwirken?

Florian Freistetter: Natürlich. Obwohl Sendungen wie „The Big Bang Theorie“ ja nur sehr wenig konkrete Wissenschaft vermitteln. Sie dienen aber dazu, einige Vorurteile über Wissenschaft und Wissenschaftler abzubauen. Die Öffentlichkeit sollte viel öfter die Gelegenheit haben, auch die Menschen hinter der Wissenschaft zu sehen. Das wird in den Medien oft vernachlässigt; dort wird nur über die Ergebnisse berichtet, aber nicht über die Art und Weise wie sie gewonnen wurde und nicht darüber, wer sie gewonnen hat.

Evomagazin: Du betreibt ja auch einen Weblog. Dort kämpfst du einerseits für die Wissenschaft und andererseits gegen esoterische Umtriebe. Gab es da eigentlich schon Ärger mit den Anhängern der Esoterik? Mitunter werden Kritiker ja auch schon mal mit teuren Prozessen überzogen.

Florian Freistetter: Streit und Diskussionen gibt es natürlich ständig. Und selbstverständlich auch die üblichen Internet-Trolle, die dann nur noch beleidigende Kommentare schreiben. Es kommen auch ab und zu mal ganz klassische Drohbriefe. Juristische Klagen gab es bis jetzt keine – nur eine gefälschte Nachricht einer angeblichen Anwaltskanzlei mit der mich jemand einschüchtern wollte. Das war aber relativ leicht zu durchschauen.

Evomagazin: Wir danken dir für das Gespräch!

Bildnachweis: 

CC-BY-SA 3.0, Fotograf: Simon Kumm