Podiumsdiskussion | 04.12.2009

Diskutieren mit Kreationisten?

 

Diskussion oder unfreiwillige Unterstützung?

Nun hat die Debatte also stattgefunden. Wie war sie?

„Insgesamt würde ich ein positives Fazit ziehen; alleine schon die Tatsache, dass eine Veranstaltung wie diese möglich war (und noch dazu in diesem Rahmen) ist bemerkenswert.“ So die Worte des Kreationisten Markus Rammerstorfer, der an der Diskussion teilgenommen hat.

Konnte man die Besucher über ID und Kreationismus aufklären?

„Der Genetiker Dr. Wolf-Ekkehard Lönnig wiederholte demgegenüber lediglich die Argumente für ID, die er in großer Breite im Internet anbietet. Da er oberflächlich an die Evolutionstheorie anknüpft, ohne wirklich auf sie einzugehen, wirkte er von allen Vertretern des ID am plausibelsten auf das nur zum Teil fachkundige Publikum. Sein besonderer Stil ist das Aneinanderreihen von scheinbar beweiskräftigen Zitaten. Was in einem langen Internet-Text überzogen oder sogar lächerlich wirkt, nämlich ein „Beweis durch Autorität“, kam in Stuttgart gut an – schon deswegen, weil niemand nachprüfen konnte, was die zitierten Autoritäten (darunter Charles Darwin selbst) gesagt hatten oder hatten sagen wollen“, heißt es in einem Bericht von Hansjörg Hemminger.

Ferner: „An diesem Punkt zeigte sich die Schwierigkeit besonders deutlich, komplizierte Sachfragen mit streng kontrollierten Minuten-Statements auf einem so großen Podium abzuhandeln. Es war zwar möglich, Lönnig zu entgegnen, dass nicht die Ursache „Intelligenz“ an sich ausgeschlossen werde, sondern die transzendente, supranaturale Intelligenz, und auch nicht aus dem Weltbild, sondern lediglich aus der biologischen Theorienbildung. Aber dieser zentrale Kritikpunkt an ID ließ sich nicht wirklich entfalten [...]“.

Im Fazit heißt es zudem: „Auf der anderen Seite ließ sich die Attraktivität der Pseudowissenschaft ‚intelligent design‘ in einem solchen Rahmen kaum diskutieren, und wohl gar nicht abbauen.“

Außerdem konnte Wolf-Ekkehard Lönnig mal wieder eine seiner Verschwörungstheorien vom Stapel lassen, die sich diesmal mit meiner Kritik an der Veranstaltung befasste: „Nur Dr. Wolf-Ekkehard Lönnig fiel mit der Behauptung auf, es habe Störungs- und Verhinderungsversuche von Evolutionisten und Atheisten gegeben. Dem widersprach die Direktorin des Museums, Frau Professor Eder: Es habe zwar Kritik an der Veranstaltung im Internet gegeben. Aber dass jemand eine kritische Meinung habe, auch wenn sie sachlich unfundiert sei, sei weder eine Störung noch ein Verhinderungsversuch.“

Klar, ich gebe irgendwo in einer Presseschau einen kritischen Kommentar ab und für W. E. Lönnig sind das Störungs- und Verhinderungsversuche. War meine Kritik an der Diskussion nun wirklich „sachlich unfundiert“? Einige Ausstellungsstücke des Stuttgarter Naturkundemuseums richten sich explizit gegen kreationistische Behauptungen, also würde man doch meinen, dass es den Veranstaltern darum geht, den Kreationismus und ID zu diskreditieren. Es gibt gute Gründe, die Podiumsdiskussion vor diesem Hintergrund für eine schlechte Entscheidung zu halten.

 

AM